Besonders bemerkenswert: Das Akkordeon war gleich viermal vertreten – in sehr unterschiedlichen Kontexten, mit verschiedensten Besetzungen und Repertoires. Damit zeigte sich eindrucksvoll die ganze Bandbreite dieses Instruments: von Folk über Swing, Tango und Pop/Rock bis hin zu Originalmusik und sinfonischen Projekten.
Friedensplatz: Von Irish Folk bis zum Rock
Wie in den Vorjahren war wieder ein Projektorchester des Akkordeon-Orchesters Wesseling dabei: Das 18-köpfige Workshop-Orchester aus dem 35. Workshop „Gemeinsam musizieren mit Quetsch“ mit Dozentin Anita Brandtstäter, ergänzt um das Ensemble AkkoFans, inklusive Bass, Keyboard und Schlagzeug, spielte dieses Mal auf der Bühne Friedensplatz ein farbenreiches Programm.
Zunächst erklang Irish Folk: zwei melodische Traditionals „Londonderry Air“ und „Carrickfergus“ sowie eine Originalkomposition, ein rasanter „Reel Irish“ von Stephan Müller. Das fünfköpfige Ensemble plus Bass und Schlagzeug präsentierte die ursprünglich für Streichorchester geschriebene, wunderschöne Suite „Blues Ballad & Boogie“ von Peter Martin, dann den beschwingten „Peacherine Rag“ von Scott Joplin und den temperamentvollen Tango „Dia lluvioso“ der Akkordeonistin Martina Kluge. Zum Finale gab es wieder mit allen Musizierenden auf der Bühne den Rock für Akkordeonorchester „Power Kids“ von Bernd Glück, der auch die zahlreichen Zuhörer zum Mitklatschen animierte.
Die Schülermoderatoren Felix Mennicken und Linda Zoey-Golenia brachten es auf den Punkt: „Jetzt kommt etwas anderes – man sieht es schon. Akkordeonmusik ist alles andere als altmodisch.“
Namen-Jesu-und Remigiuskirche: Klang und Originalmusik
Ein Akkordeon-Ensemble der Ludwig-van-Beethoven-Musikschule, geleitet von Olga Belyaeva, nutzte die besondere Akustik der Namen-Jesu-Kirche für ein ruhigeres, klangvolles Programm: Leonard Cohens „Hallelujah“, Yann Tiersens zarter Walzer aus „Amélie“, das bekannte „Bésame mucho“, Wolfgang Kahls rhythmischer „Expression Rock“ und das New-Classic-Werk von Karl Jenkins „Palladio“ – ganz ruhig gespielt.
Solist Martin Ruland, Schüler von Olga Belyaeva, zeigte in der Remigiuskirche die ganze Spannweite der Originalkompositionen für Akkordeon Solo: Jörg Draegers lyrisches „Prelude“, Peter Michael Haas’ folkloristische „Poltonka“, Myriam Mees’ nuancenreicher „Tango“ und Jevgeny Derbenkos „Rock-Toccata“ als kraftvolles Finale.
Symphonic Mob: Akkordeon mitten im Großorchester
Am Abend kam es auf dem Markt zum gemeinschaftlichen Musizieren: Beim Symphonic Mob mit dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin unter Leitung von Anja Bihlmaier – mit Cello-Solist Kian Soltani – wirkten neben Hunderten von Musikerinnen aller Instrumentengattungen auch vier erwachsene Akkordeonistinnen und ein junger Akkordeonist mit. Sie spielten im Wesentlichen Violine I, saßen aber etwas abseits zwischen den Fagotten und den Celli. Zunächst wurde eine Stunde geprobt. Anja Bihlmaier dirigierte das Riesenorchester auf dem Marktplatz von der Bühne aus. Das Programm: der Kanon „Dona nobis pacem“ – auch zum Mitsingen, Mel Bonis’ tänzerische „Bourrée“, Gabriel Faurés „Après un rêve“ für Cellosolo mit zarter Begleitung und als temperamentvoller Höhepunkt Johannes Brahms’ „Ungarischer Tanz Nr. 5″.
Zum Konzert hatten sich dann viele Zuschauende um das Orchester eingefunden. Begeistert erklatschten sie sich gleich zwei Zugaben: eine noch feurigere Version des Ungarischen Tanzes und zum friedvollen Abschluss noch einmal den Kanon „Herr, gibt uns Frieden“, bei dem alle mit einstimmen konnten. Für die Mitwirkenden war es ein ganz besonderes Erlebnis, in diesem symphonischen Klangkörper mitzuwirken.
Fazit: Viermal Akkordeon, viermal anders
Die Beethovenfest-Eröffnung 2025 hat deutlich gemacht: Das Akkordeon ist ein Instrument von beeindruckender Vielfalt. Ob im Orchester, im Ensemble, als Soloinstrument oder eingebettet in ein großes Kollektiv – das Akkordeon fand überall seinen Platz und überzeugte mit Spielfreude und stilistischer Bandbreite.
Fazit der Verantwortlichen des Beethovenfestes: „Es gibt kaum einen Moment, der Bonn so lebendig macht wie wenn Musik die Straßen erfüllt. ›Bühne frei für Beethoven‹ ist für uns jedes Jahr ein frühes Highlight im Festivalkalender – und auch diesmal wurden wir nicht enttäuscht. Ein riesiges Dankeschön an alle, die dieses Erlebnis möglich gemacht haben – ob auf den zahlreichen Bühnen oder beim mitreißenden Symphonic Mob.“ Oberbürgermeisterin Katja Dörner als Schirmherrin, Intendant Steven Walter und Solveig Palm, die vom Netzwerk Ludwig van B. für die Organisation verantwortlich ist, waren äußerst zufrieden. „In diesem Jahr hatten wir ein deutlich überdurchschnittliches musikalisches Niveau, auf das Sie alle sehr stolz sein können.“
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