Um 10 Uhr startete der Wettbewerb – noch in einem ziemlich leeren Saal, nur mit ein paar Eltern und Schlachtenbummlern aus Baden-Württemberg besetzt. Das Jugendakkordeonorchester HaWie unter Leitung von Beate Brenner hat trotzdem den 1. Platz mit „hervorragend“ und 24 Punkten erreicht. Die Mitglieder werden alle in der Musikschule Waghäusel-Hambrücken e.V. ausgebildet. In dieser Besetzung spielen sie etwa zwei Jahre.
Das junge Orchester spielte sehr differenziert und überzeugend ein abwechslungsreiches Programm, das man nicht so oft hört: von Jürgen Schmieder (1966-2018) „Back Forest Travel“ und von Adolf Götz (1938-2022) Französische Skizzen für Akkordeonensemble und Schlagwerk, außerdem noch den 2. Satz aus der „Micro-Suite Nr. 3“ von Wolfgang Russ-Plötz (*1954).
Als zweites Orchester spielte das Akkordeon-Orchester Wiesbaden Dietmar Walther e.V. unter Stefanie Hazenbiller. Das Orchester aus Hessen feiert dieses Jahr sein 75jähriges Bestehen. Beim World Music Festival des Deutscher Harmonika-Verband e.V. in Innsbruck hatten sie in der Höchststufe den 3. Platz hinter Nürnberg und Baltmannsweiler erreicht. Sie hatten „Heimspiel“ und auch etliche Fans aktiviert, zum Wettbewerbsauftritt zu kommen.
Mitreißend und technisch hervorragend, präzise und dynamisch präsentierten sie ihr Programm: „The Colors“ von Slavko Šuklar (*1952), das „Scherzo“ aus „Ein Sommernachtstraum“ von Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) im Arrangement der musikalischen Leiterin und die altbekannte „Werziade“ von Fritz Dobler (1927-2024), frisch interpretiert. Verdient erhielten sie von der Jury den 1. Preis, das Prädikat „hervorragend“ und 24,4 von 25 möglichen Punkten.
Das Orchester wurde dann eingeladen, einen Beitrag beim Preisträgerkonzert am Montag in der Rheingoldhalle in Mainz zu leisten. Im fast vollen Saal und in einer wunderbaren Atmosphäre konnten sie eines der Wettbewerbsstücke, nämlich „The Colors“ von Slavko Šuklar, einem begeisterten Publikum vortragen.
Am Dienstag durfte das hessische Orchester dann gemeinsam mit dem JUGGS – Jugendorchester am Goethegymnasium Schwerin das Abendkonzert im Kurhaus Wiesbaden gestalten. Ihr Wettbewerbsprogramm wurde dabei ergänzt durch die Stücke „Into The Storm“ von Robert W. Smith (1958-2023), und „Out Of Africa“ von John Barry (1933-2011) im Arrangement der Dirigentin.
Nur 0,4 Punkte weniger und den 2. Platz mit dem Prädikat „hervorragend“ hat das Akkordeon-Studio-Orchester Bielefeld unter Leitung von Helmut Quakernack beim Deutscher Orchesterwettbewerb erreicht. Das Orchester aus Nordrhein-Westfalen wurde 1951 von Irma Stender-Rost gegründet. Heute spielen mit viel Freude dort Aktive von 15 bis 87 Jahren.
Ein schönes Bild auf der Bühne des Kulturheims in Mainz-Weisenau. Beeindruckend war auch die Attacca-Präsentation von vier recht unterschiedlichen Werken: von Stefan Hippe (*1966) „Krakatao“ – Urgewalt, von Helmut Quakernack (*1956) die Kurzpersiflage „Cantinaphrase“ – Lebensfreude, und „An die Seele“ – Meditation aus „Ishara“, sowie von Rainer Fabich (*1958) „Rasende Furien“ – Rache, arrangiert vom musikalischen Leiter. Dafür gab es noch einen Sonderpreis des Deutschen Orchesterwettbewerbs über 500 Euro für eine besonders gelungene Programmdramaturgie. Zum Schluss der großartigen Präsentation war es nicht nur schnell, aber trotzdem locker und sogar mal mit fröhlichen Blicken einiger Mitglieder untereinander.
Den letzten Wettbewerbsauftritt im Bürgerheim Weisenau bestritt das Akkordeonorchester Untergrombach unter Leitung von Uwe Höhn. Das Orchester aus Bruchsal vertrat Baden-Württemberg. Es wurde im letzten Jahr 50 Jahre alt und bezeichnet sich selbst als „musikalischen Chamäleon“, weil es immer wieder auf der Suche nach neuen Klängen ist.
Im Wettbewerbsprogramm waren zwei „Klassiker“ der Akkordeonorchester-Literatur: die „Werziade IV“ von Fritz Dobler (1927-2024), ein Trauermarsch, der seinem Frisör und Freund Herbert Werz gewidmet wurde, und die „Suite für Akkordeonorchester“ von Rudolf Bruči (1917-2002) mit den sehr unterschiedlichen Sätzen Andante ben sostenuto, Scherzino, Choral und Igra – Spiel. Besonders die von Wolfgang Pfeffer arrangierten Stücke der Suite wurden klangvoll und lebhaft vorgestellt. Die Jury vergab 23 Punkte und das Prädikat „hervorragend“, damit erreichte das Orchester den 3. Platz.
Noch vor der kurzen Mittagspause stand die Harmonikavereinigung Neunkirchen unter Leitung von Valerian Helbling aus dem Saarland auf der Bühne. Der schon 1932 gegründete Verein verbindet musikalische Tradition mit kreativer Vielfalt. Und so war auch das Programm: von Lars Bjarne (1932-2006) die „Dänische Rhapsodie“, von Wolfgang Russ-Plötz (*1954) die „Micro-Suite Nr. 3“ und von Astor Piazzolla (1921-1992) der Tango-Walzer „Chiquilin de Bachin“ im wirkungsvollen Arrangement von Hans-Günther Kölz für Solo und Orchester. Für ihre engagierte und vielfältige Präsentation bekamen sie 21,2 Punkte und das Prädikat „sehr gut“.
Insgesamt ein hochklassiger Wettbewerb mit tollen Programmpunkten. Schade, dass aufgund der Pfingstferien in Bayern das im Landeswettbewerb mit Höchstpunktzahl 25 qualifizierte Akkordeonorchester Maisach unter Leitung von Florian Lang nicht dabei sein konnte.