Förderung von Beteiligung und Demokratieverständnis
Jugendarbeit spielt eine entscheidende Rolle bei der Förderung der Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen und ihrer aktiven Teilhabe in der Gesellschaft. Ein zentraler Aspekt dabei ist die Einbeziehung von Kindern Jugendlichen durch Mitbestimmung und Partizipation. Diese Leitprinzipien ermöglichen es ihnen, ihre Ideen und Bedürfnisse zu kommunizieren, einzubringen, Entscheidungsprozesse mitzugestalten und so Verantwortung zu übernehmen.
Mitbestimmung in der Jugendarbeit
Mitbestimmung bedeutet, dass junge Menschen aktiv in Entscheidungs- und Gestaltungsprozesse eingebunden werden. Sie haben die Möglichkeit, ihre Ideen, Wünsche und Vorstellungen einzubringen und an der Planung, Durchführung und Evaluation von Angeboten mitzuwirken. Dieses aktive Engagement fördert ihr Gefühl der Selbstwirksamkeit und Verantwortungsübernahme. In einem Ferienlager können Jugendliche beispielsweise darüber mitbestimmen, welche Aktivitäten angeboten werden, wie der Tagesablauf gestaltet wird oder wie der Gruppenraum aussehen soll.
Partizipation in der Jugendarbeit
Partizipation geht einen Schritt weiter und beinhaltet die gleichberechtigte Beteiligung von jungen Menschen an allen sie betreffenden Entscheidungen. Dies kann durch Jugendvertretungen, Projektgruppen oder Beiräte realisiert werden. Junge Menschen werden zu Mitgestaltenden ihrer Lebenswelt und nicht nur zu passiven Empfänger*innen und Konsument*innen von Angeboten. In einem Jugendverband könnten beispielsweise Vertreter*innen aus Ortsgruppen oder Kreisverbänden in den Landesvorstand entsandt werden, um gemeinsam mit den hauptamtlichen Mitarbeitenden strategische Entscheidungen zu treffen.
Bedeutung von Mitbestimmung und Partizipation
Mitbestimmung und Partizipation tragen dazu bei, die Jugendarbeit bedarfsorientierter und zielgruppengerechter zu gestalten. Durch ihre aktive Beteiligung entwickeln junge Menschen ein tieferes Verständnis für demokratische Prinzipien wie Mehrheitsentscheidungen, Minderheitenrechte und Interessenausgleich. Sie lernen, eigene Standpunkte zu vertreten und Kompromisse einzugehen. Dies fördert ihre Persönlichkeitsentwicklung und stärkt ihr Demokratieverständnis.
Umsetzung von Mitbestimmung und Partizipation
Die erfolgreiche Umsetzung von Mitbestimmung und Partizipation erfordert eine Haltung der Offenheit, Wertschätzung und Ermutigung seitens der Jugendleiter*innen. Es ist entscheidend, dass sich junge Menschen in einem vertrauensvollen Umfeld sicher und ernst genommen fühlen, um sich aktiv einzubringen und Verantwortung zu übernehmen. Leitende in der Jugendarbeit können beispielsweise regelmäßige Workshops zu Moderation und Sitzungsleitung anbieten, um Kinder und Jugendliche in die Lage zu versetzen, ihre Anliegen effektiv in Gremien einzubringen.
Zudem können Jugendverbände Partizipationsstrukturen wie Jugendparlamente oder Jugendforen etablieren, um junge Menschen in alle relevanten Themen einzubeziehen. Die Einrichtung von Beschwerde- und Ideenmanagement-Systemen ermöglicht eine kontinuierliche Rückkopplung mit der Zielgruppe.
Konkrete Ideen für das Orchester-Ferienlager
Um Mitbestimmung in einem Ferienlager zu ermöglichen, können verschiedene konkrete Ideen umgesetzt werden.
- Aktivitätenplanung durch die Teilnehmenden: Anstatt den Teilnehmenden einen vordefinierten Aktivitätenplan vorzulegen, können sie aktiv an der Planung beteiligt werden. Hierzu könnte schon im Vorfeld oder zu Beginn des Ferienlagers eine gemeinsame Brainstorming-Sitzung stattfinden, in der die Teilnehmenden ihre Ideen für Aktivitäten einbringen können. Anschließend können sie in Kleingruppen ihre Favoriten auswählen und präsentieren. Durch eine demokratische Abstimmung können sie gemeinsam über die Aktivitäten entscheiden, die im Ferienlager umgesetzt werden. Auf diese Weise haben die Teilnehmenden direkte Einflussmöglichkeiten auf das Programm und fühlen sich stärker in die Ausgestaltung und Umsetzung des Ferienlagers einbezogen.
- Raumgestaltung: Um den Gruppenraum der Unterkunft im Ferienlager zu gestalten, können die Jugendlichen aktiv mitwirken. Hierfür können verschiedene Workshops oder Projekte angeboten werden, in denen sie ihre kreativen Ideen einbringen können. Beispielsweise könnten sie gemeinsam entscheiden, welche Farben für die Wände verwendet werden sollen, wie die Möbel angeordnet werden sollen und welche Dekorationselemente den Raum schmücken sollen. Durch die Mitbestimmung bei der Raumgestaltung fühlen sich die Kinder und Jugendlichen als aktive Mitgestalter*innen ihrer Umgebung.
Neue Rolle für Jugendleiter*innen
Um Partizipation in der Jugendarbeit zu ermöglichen, müssen Jugendleiter*innen ihre Haltung und Rolle entsprechend anpassen. Statt einer rein instruktiven oder autoritären Position sollten sie eine demokratische und unterstützende Einstellung einnehmen. Dies erfordert Offenheit, Wertschätzung und die ernsthafte Berücksichtigung der Meinungen und Ideen der jungen Menschen.
Die Jugendleiter*innen sollten erkennen, dass sie nicht über alleinige Entscheidungsgewalt verfügen, sondern die Kinder und Jugendlichen als gleichwertige Partner*innen betrachten. Sie sollten einen Raum schaffen, in dem die Jugendlichen ihre Stimme erheben können, indem sie ihnen Möglichkeiten zur Mitbestimmung und Partizipation bieten. Jugendleiter*innen sollten die Teilnehmenden dazu ermutigen, ihre Ideen einzubringen, ihre Meinungen auszudrücken und aktiv an Entscheidungen teilzuhaben.
Durch diese veränderte Haltung können Jugendleiter*innen eine unterstützende Umgebung schaffen, in der Partizipation gefördert wird und die jungen Menschen befähigt werden, für ihre Interessen und Bedürfnisse einzustehen.
Fazit
Mitbestimmung und Partizipation sind grundlegende Prinzipien in der Jugendarbeit, die es jungen Menschen ermöglichen, aktiv am demokratischen Gemeinwesen teilzunehmen. Sie fördern ihre Persönlichkeitsentwicklung, stärken ihr Demokratieverständnis und bieten Räume für Entwicklung, Selbstbestimmung und gesellschaftliche Teilhabe. Die erfolgreiche Umsetzung erfordert eine offene, wertschätzende Haltung seitens der Fachkräfte und die Schaffung von Strukturen, die die aktive Beteiligung junger Menschen ermöglichen. Durch eine konsequente Umsetzung von Mitbestimmung und Partizipation wird die Jugendarbeit den Bedürfnissen junger Menschen gerecht und trägt zur Schaffung einer jugendgerechten Gesellschaft bei, in der junge Menschen ihre Stimme erheben und positive Veränderungen bewirken können.
Weitere konkrete Umsetzungsideen für Partizipation in der Jugendarbeit bietet z. B. der Jugendleiter-Blog: https://www.jugendleiter-blog.de/partizipation-teilhabe-jugendarbeit/