Der DHV im Geflecht der Amateurmusikverbände
Text: Johannes Wollasch-Demandt, DHV-Geschäftsführer
Viele unserer Mitglieder kennen sicherlich ihren Verband, den Deutschen Harmonika-Verband (DHV), haben schon einmal von ihm gehört oder kennen jemanden, der oder die z.B. eine DHV-Ehrung erhalten hat. Doch vermutlich haben die wenigsten einen Einblick in die Vielschichtigkeit aller Aufgaben des DHV oder gar seiner Dachverbände. Zugegeben, die Welt der Verbände ist nicht ganz einfach zu durchblicken. Das möchten wir mit dieser Ausgabe der Harmonika International gerne ändern und einen Einblick in unsere Arbeit geben. Das Editorial auf Seite 2 sowie dieser Artikel geben einen ersten Überblick, während sich die nachfolgenden Beiträge mit den Details der hier angeschnittenen Themen befassen.
Der DHV im Netzwerk der Verbände
Die Arbeit der Verbände ist enorm wichtig, vielschichtig und obendrein spannend. Deshalb engagieren sich tagtäglich Menschen im DHV, seinen Landes- und Bezirksverbänden sowie seinen Dachverbänden dafür, dass das Hobby-Musizieren auch künftig attraktiv bleibt. So bieten wir im DHV sowohl auf Bundes-, als auch auf Landes- und Bezirksebene Weiterbildungen, Wettbewerbe und Fachtagungen an, stellen günstige Versicherungen zur Verfügung, beraten zu Zukunftsthemen, GEMA, KSK & Co. und spiegeln wichtige Meinungen an die Politik. Außerdem bündeln und filtern wir Informationen, sodass Sie immer auf dem Laufenden sind und keine Förderung oder Gesetzesänderung verpassen.
Das große Netzwerk, in dem sich der DHV engagiert, hilft entscheidend, um die Verbandsziele zu erreichen, um Politik und Gesellschaft Wissen zur wichtigen Arbeit in den Amateurmusikvereinen zu vermitteln und entsprechend für die Anerkennung der ehrenamtsgetragenen Amateurmusikszene zu sorgen. Mit Unterstützung anderer Amateurmusikverbände und unserer Dachverbände konnten so bspw. überzeugende Stimmen für die Wichtigkeit und Einmaligkeit des Hohner-Konservatoriums gesammelt werden, wodurch wir die Schließung des Kons verhindern konnten. In nationalen wie auch internationalen Dachverbänden vertritt der DHV deshalb die Interessen seiner Mitglieder, gestaltet die Arbeit der Dachverbände in Arbeitsgruppen und Verbandsgremien mit und arbeitet somit kontinuierlich an der Verbesserung der Bedingungen für seine Mitgliedsorchester. Durch die demokratischen Strukturen und die guten Beziehungen zu unseren Dachverbänden können wir die Bedürfnisse unserer Mitglieder direkt in die Arbeit einbringen und so im Verbund aller (Amateur-)Musizierenden gemeinsame Positionen formulieren und Bestrebungen erreichen. Über die Verbandsebenen können Sie als DHV-Mitglied bei den Mitgliedsversammlungen der Bezirks- und/oder Landesverbände mittelbar die großen Linien der Verbandsarbeit beeinflussen und sich so einbringen.
Der Bundesmusikverband Chor & Orchester
Der wichtigste Partner ist hierfür unser direkter Dachverband, der Bundesmusikverband Chor & Orchester (BMCO). Erst vor einigen Jahren haben sich der instrumentale und der vokale Dachverband zum BMCO zusammengeschlossen. Während die Mitgliedsverbände, so auch der DHV, die musikalisch-fachliche Arbeit der Vereine unterstützen, hat der BMCO die Aufgabe, die Amateurmusik in ihrer Gesamtheit bei Politik und Gesellschaft als die zweite große Volksbewegung neben dem Amateursport bekannter zu machen und etwa durch die Weiterleitung von Fördermitteln zu unterstützen. Die Corona-Pandemie half dem jungen Verband, sich als wichtiger Partner der Politik zu etablieren und seine Position zu festigen. Als gemeinsamer Dachverband der Amateurmusik war der BMCO der zentrale Ansprechpartner für die Weiterleitung der Neustart-Fördermittel und so reichte er im Laufe der drei Pandemiejahre insgesamt 29,6 Mio. Euro an die Mitgliedsvereine der ihm angeschlossenen Verbände weiter. Im Rahmen dieser Förderprogramme wurde zudem ein Netzwerk aus ehren- und hauptamtlichen Mitarbeitenden der BMCO-Mitgliedsverbände eingesetzt, in welchem unzählige Leitfäden, Hilfestellungen und politische Positionen erarbeitet wurden, die den Orchestern und Chören bei der Aufrechterhaltung ihrer Arbeit während Corona helfen bzw. den Neustart nach Corona ermöglichen sollten. Hieraus ist das Wissensportal »Frag Amu« entstanden, das den Amateurmusizierenden in Deutschland seither mit zahlreichen Fakten rund um ihr Hobby zur Seite steht. Als weiterer Effekt sind die Verbände näher zusammengerückt und eine starke Amateurmusik-Familie hat sich gefestigt. Dies waren wichtige Schritte für die Erreichung der Vision eines Amateurmusik-Fonds, welcher nun in 2023 erstmals im Bundeshaushalt verankert werden konnte. Die Fördermittel sollen die Amateurmusikensembles entscheidend dabei unterstützen, sich für die Zukunft zu wappnen. Denn so wie sich unsere Gesellschaft verändert, verändert sich auch das Engagement und die Arbeit in den Orchestern. Hieran müssen die Vereine sich anpassen, wollen sie in Zukunft Bestand haben. Der Amateurmusikfonds hilft, beispielgebende Projekte sichtbar zu machen und befähigt außerdem die Verbände, ihre fachliche Arbeit auszubauen. Der DHV kann so mithilfe der Fördermittel erstmals Personal in der Bildungsarbeit beschäftigen und befindet sich gerade im Aufbau eines umfassenden Bildungsangebots für seine Mitglieder. Ohne starke Verbandsstrukturen wäre beides nicht denkbar.
Der Deutsche Musikrat
An der Spitze aller Musikverbände steht der der Deutsche Musikrat (DMR). Dieser ist der Dachverband aller Musikinstitutionen in Deutschland und repräsentiert über 100 Organisationen. Der DHV ist sowohl im Präsidium des BMCO als auch des DMR vertreten. Der DMR beeinflusst vor allem die großen Linien der deutschen Kulturpolitik, kämpft für gerechte Rahmenbedingungen und diskutiert Zukunftsthemen wie z.B. Künstliche Intelligenz in der Musik.
Die internationalen Dachverbände
Neben diesen nationalen Dachverbänden gibt es auch internationale Dachverbände im Bereich Akkordeon und Harmonika, in welchen der DHV ebenfalls Mitglied ist. Auf europäischer Ebene ist das die »European Accordion Federation« (EAF) und international finden sich die Akkordeon-Spielerinnen und -Spieler im Weltverband »Confédération Internationale des Accordéonistes« (CIA) wieder. Hier findet ein Austausch zu musikalischen Themen statt und es werden internationale Kongresse sowie Spitzenwettbewerbe veranstaltet. Auch hier ist der DHV in den Gremien vertreten.
Der Landesmusikverband Baden-Württemberg
Neben diesen teilweise weltumspannenden Verbänden lohnt sich auch ein Blick nach Baden-Württemberg. Dort gibt es mit dem Landesmusikverband (LMV) den einzigen Dachverband auf Landesebene, der alle Amateurmusikverbände bündelt. Er ist quasi der BMCO auf Landesebene. Der Landesmusikverband reicht insbesondere die Landes-Fördermittel über seine Mitgliedsverbände, z.B. den DHV, an die Amateurmusikensembles weiter. Nachdem er sich in den vergangenen Jahren immer stärker etablieren konnte, gelang es im vergangenen Jahr, eine Erhöhung der Vereinsförderung von 5 auf 8 Mio. Euro zu erwirken. Der einheitlichen Stimme des LMV ist es zu verdanken, dass die Amateurmusikensembles im Land eine solch hohe Grundförderung erhalten. Auch hier ist der DHV im Präsidium vertreten. In anderen Bundesländern übernehmen diese Aufgabe die Landesmusikräte oder Amateurmusik-Arbeitsgemeinschaften. Vielerorts führt das zu ähnlichen Erfolgen, abhängig jedoch von den landespolitischen Gegebenheiten.
Engagement in den Arbeitsgruppen der Verbände
In all diesen Verbänden arbeiten Vertreterinnen und Vertreter des DHV zudem in Arbeitsgruppen mit, welche sich z.B. mit den Rahmenbedingungen und Konzepten für die Umsetzung des GaFöG (Ganztagsförderungsgesetzes) in den Amateurmusikensembles beschäftigen, Antworten auf die großen gesellschaftlichen Veränderungen erarbeiten oder Erleichterungen bei der GEMA erreichen wollen.
Wenn Sie gerne Einblicke in die spannende Welt der Verbände erhalten und im DHV mitarbeiten wollen, so erfahren Sie auf auf den Seiten 20 und 21, welche Möglichkeiten es hierfür gibt. Bei Interesse wenden Sie sich gerne an mich. Wir freuen uns immer über Menschen, die mitgestalten möchten.