Das Akkordeonorchester Münsinger Alb stellt sich vor
Ein Orchester ist immer nur so gut, wie die Musiker, die darin spielen. Nur zusammen kann der große Klang entstehen, der das Publikum im Konzert und auf CD so begeistert. Und doch – zumeist stehen Solistinnen und Solisten oder der Dirigent bzw. die Dirigentin im Vordergrund. Das ist auch beim Akkordeonorchester Münsinger Alb e.V. nicht anders. Grund genug, an dieser Stelle den Protagonistinnen und Protagonisten des Orchesters die Gelegenheit zu geben, sich vorzustellen.
Interview: Wolfgang Weitzdörfer, Fotos: Annika Leuze
Interviewfragen an die Orchestermitglieder:
- Wie sind Sie zum Akkordeon gekommen?
- Was macht das Instrument für Sie so besonders?
- Warum spielen Sie gerne im Akkordeonorchester?
Marc Mutschler (Bass-Akkordeon)
- Ich bin über eine Kooperation zwischen meiner Grundschule und meinem damaligen Musiklehrer auf Klavierspielen aufmerksam geworden. Nach einiger Zeit im Akkordeonorchester bin ich vom E-Piano auf das Bass-Akkordeon umgestiegen.
- Mir gefällt die Vielfalt, die ein Akkordeon mit sich bringt. Von Klassik über Pop bis hin zum harten Rock ist alles möglich.
- Das Akkordeonorchester ist für mich der perfekte Ausgleich zur stressigen Arbeitswoche. Hier kann ich abschalten, meinem Hobby Musik nachgehen. Aber auch neue Herausforderungen werden im Orchester gemeinsam als Team gemeistert. Durch das Akkordeonorchester sind viele enge, langjährige Freundschaften entstanden.
Yvonne Bleher
(Akkordeon 2, Vorstand)
- Mein Cousin hat als Kind angefangen, Akkordeon zu spielen. Da ich oft bei ihm war, konnte/musste/durfte ich ihm immer beim Üben zuhören. Ich war total fasziniert von diesem Instrument und wollte es unbedingt auch lernen. Er spielt übrigens mittlerweile Gitarre.
- Die Vielfältigkeit. Musikalisch sind keine Grenzen gesetzt, das Akkordeon passt überall.
- Im Münsinger Orchester legen wir schon lange Wert darauf, zu zeigen, wie vielfältig das Akkordeon sein kann. Es ist immer wieder toll zu sehen, wie begeistert Gäste sind, die zum ersten Mal eines unserer Konzerte besucht haben. Außerdem haben wir die besten, unterhaltsamsten, motivierendsten und lustigsten Spieler, Dirigenten und Proben, die man sich vorstellen kann!
Sonja Walz (Akkordeon 3)
- Als Kind habe ich auf dem Dachboden das Akkordeon meines Vaters entdeckt und war direkt begeistert. Kurze Zeit später gab es Flyer in der Grundschule über eine Infoveranstaltung meines damaligen Musiklehrers. Seither bin ich dem Akkordeon verfallen.
- Die verschiedenen Klangfarben, vielseitige Einsatzmöglichkeiten und auch das gleichzeitige Spielen von mehrstimmiger Melodien plus Begleitung ist für mich eine Besonderheit des Akkordeons.
- Im Akkordeonorchester Münsingen haben wir ein ganz tolles Miteinander, es wird viel gelacht und neben dem Erfolg steht auch ganz klar der Spaß im Vordergrund. Der ideale Ausgleich zum Berufsleben, unsere Proben machen den Freitagabend einfach perfekt. Seit vielen Jahren begeistern wir unser Publikum mit anspruchsvoller und abwechslungsreicher Musik (immer wieder raus aus dem »Schubladendenken«), und die Begeisterung ist deutlich zu spüren. Es ist unglaublich motivierend, Neues auszuprobieren und auch andere zu begeistern.
Rebecca Heinzelmann (Akkordeon 3)
- In meiner Grundschule wurde eine Melodika-AG angeboten, die ich besucht habe. Der damalige AG-Leiter war auch Akkordeonlehrer und hat mich am Ende der AG gefragt, ob ich nicht Lust hätte, mit Akkordeon weiterzumachen.
- Es ist unglaublich vielseitig. Egal ob als Begleitung oder für die Melodie, egal ob fröhlich oder traurig, egal ob laut oder leise… Es ist alles am Akkordeon möglich. Mit den verschiedenen Registern, den Bässen, der Tastatur und unterschiedlichen Balgbewegungen kann man am Akkordeon alles ausdrücken, was man möchte.
- Gemeinsam musizieren, in der Probe in (meistens) strahlende Gesichter zu blicken und gemeinsam andere Menschen bei Konzerten mit der grandiosen Musik zu begeistern, macht unglaublich Freude und gibt Energie. Wir haben einen tollen Zusammenhalt, wollen gemeinsam Spaß haben, uns Herausforderungen stellen und möchten unseren Teil dazu beitragen, das Image des Akkordeons zu entstauben.
Norbert Ehni (Akkordeon 4)
- Als Kind besuchte ich ein Konzert des Akkordeonorchesters, in dem ich nun selbst mitspiele, und war vom Klang total beeindruckt. Danach wollte ich Akkordeon lernen.
- Das Besondere am Akkordeon für mich ist, dass im Gegensatz z. B. zu Blasinstrumenten mehrere Töne gleichzeitig gespielt werden können. Das auf der linken Seite im Quintenzirkel genial aufgebaute System von Bass- und Akkordknöpfen erlaubt vielfältigste Möglichkeiten der Begleitung. Zu alledem kommt hinzu, dass das Instrument transportabel ist.
- Das Akkordeon ist ein Instrument, mit dem man alleine »vollwertige« Musik (Melodie plus Begleitung) machen kann. Trotzdem macht es noch viel mehr Spaß, zusammen mit anderen zu musizieren. Was mir am Akkordeonorchester besonders gefällt, ist, dass es im Gegensatz zu einem Symphonie- oder Blasorchester keine Intonationsprobleme gibt, sodass Akkorde immer »satt« klingen.
Heike Belser (Akkordeon 2)
- Wir hatten ein Akkordeon zu Hause auf dem bereits meine Oma, meine Mutter und ihre Brüder gespielt haben. Da lag es nahe, dass ich es auch lerne. Heute, über 30 Jahre später, bin ich dafür dankbar wie nie zuvor!
- Das Akkordeon ist so unglaublich vielseitig. Egal ob alleine zur Unterhaltung, als Teil einer Band oder eines Orchesters. So viele unterschiedliche Stimmungen und Musikrichtungen sind möglich, das ist genial.
- Weil es wahnsinnig viel Spaß macht, mit so einer tollen Truppe Musik zu machen, Neues auszuprobieren und zu lernen, Konzerte zu spielen und so viele spannende Erfahrungen und Eindrücke zu sammeln!
Stephan Wohlfahrt
(E-Bass, Akkordeon, Vorstand)
- Angefangen habe ich vor über 40 Jahren mit der Melodika – weil meinen Eltern die Alternative »Blockflöte« gar nicht zugesagt hat und der Melodika-Unterricht in der damaligen Musikschule Brändle angeboten wurde. Mit der Melodika habe ich dann auch angefangen im Orchester zu spielen, bis mir vom Verein ein Leihakkordeon umgehängt wurde.
- Mir gefallen auch die universellen Einsatzmöglichkeiten, in verschiedenen Besetzungen und eigentlich allen Musikstilen. Ob Klassik, Jazz, Rock und Pop, Country oder Volksmusik. In jeder guten Band spielt ein Akkordeon mit.
- Wir haben das Glück, im Verein in den letzten über 50 Jahren immer sehr engagierte Dirigenten gefunden zu haben, die immer über den Tellerrand hinausgeschaut und es so geschafft haben, alle Orchestermitglieder zu begeistern. Der Zusammenhalt ist toll und es ist immer ein wunderschönes Erlebnis, nach einem Konzert in die begeisterten Gesichter des Publikums zu blicken.
David Trenkenschu (Akkordeon 2)
- Am Ende der Melodika-AG in der Grundschule hatte man uns das Akkordeon gezeigt, das ich einfach klasse fand, und auch unbedingt spielen wollte.
- Die Möglichkeiten die es einem gibt, da man Melodie und Begleitung gleichzeitig spielen kann.
- Es macht sehr viel Spaß und es gibt immer neue Herausforderungen, die zu meistern sind, wodurch es nie langweilig wird.
Vanessa Mayer (Akkordeon 2)
- In meiner Grundschule besuchte ich eine Melodika-AG. Als Anschlussmöglichkeit wurden dort das Klavier und Akkordeon vorgestellt. Ich war total begeistert vom Akkordeon und durfte das dann lernen.
- Das Akkordeon hat bei vielen einen schlechten Ruf und wird lediglich mit Volksmusik verbunden. Ich liebe es, die Menschen vom Gegenteil zu überzeugen und sie mit unserer Musik zu begeistern. Was wir gemeinsam im Orchester mit dem Akkordeon spielen, macht es für mich so besonders.
- Mir gefällt besonders die lockere Atmosphäre und der tolle Zusammenhalt im Orchester. Das gemeinsame Musizieren mit den tollen Stücken macht immer sehr viel Spaß.
Flora Dresely (Akkordeon 3)
- In meiner Grundschule spielte ich in der Melodika-AG. Am Ende der dritten Klasse konnte man entscheiden, ob man Akkordeon oder Klavier spielen wollte. Da meine ältere Schwester Akkordeon spielte, war mir direkt bewusst, dass ich ebenso Akkordeon lernen möchte.
- Das Akkordeon hat mir gezeigt, dass man alle Arten von Musik spielen kann. Außerdem wollte ich den Menschen zeigen, dass Akkordeon nicht mit Volksmusik gleichgesetzt werden sollte.
- Ich spiele gerne im Orchester, weil ich das Musizieren mit anderen Menschen sehr gerne mag. Außerdem ist die Atmosphäre in unserem Orchester einfach toll.
Julia Saur (Akkordeon 1)
- Schon mein Vater und Onkel spielten seit ihrer Kindheit Akkordeon. So wuchs ich in der Familie mit Akkordeon auf. In der Grundschule besuchte ich zuerst eine Melodika-AG und durfte anschließend Akkordeon lernen.
- Auf dem Akkordeon kann man sich als Solist super selbst begleiten. Mit Bässen und Akkorden oder mit einer zweiten Melodie in der linken Hand. Es bietet Vielseitigkeit im Klang und in der Form seiner Spielweise. Egal welches Musikgenre man spielen möchte, es klingt als Soloinstrument, Begleitinstrument, Bassinstrument oder Elektronium einfach immer!
- Das Münsinger Akkordeonorchester bedeutet für mich nach Hause zu kommen, gemeinsam zu musizieren, zu lachen und neue Herausforderungen zu meistern. Durch gemeinsame Erinnerungen an tolle Erlebnisse wie Konzerte, Ausflüge, Aufnahmen, Probenwochenenden und Musikvideodrehs haben wir einen tollen Zusammenhalt.
Jan Mutschler (Akkordeon 4)
- Wie viele aus unserem Orchester wurde ich auch über die Melodika-AG mit Tasteninstrumenten vertraut gemacht. Der Musiklehrer empfahl als Fortsetzung das Akkordeonspielen.
- Mit dem Akkordeon kann man sehr viel unterschiedliche Musik machen, und das alleine oder in der Gruppe. Durch die Kombination mehrerer Akkordeons lassen sich die vielen Klangfarben noch erweitern.
- Neben den immer neuen Herausforderungen durch neue Stücke, neue Spieltechniken und nicht-typischer Akkordeonmusik gefällt mir vorallem der sehr gute Zusammenhalt innerhalb des Orchesters. Wir treten immer als eingespielte Gruppe auf und die gute Laune bei den Proben zieht sich durch das ganze Orchester.
Daniela Kopp (Akkordeon 1)
- Im Nachbardorf spielten damals viele Akkordeon. Da der Akkordeonlehrer damals ins Haus zum Unterrichten kam, war das für meine Eltern eine Möglichkeit, ihren Kindern Instrumentalunterricht zu bieten. Vom ersten Tag an hatte ich mit meiner Schwester einen sehr humorvollen Lehrer, der uns von Anfang an für das Akkordeon begeistern konnte.
- Dass es ein Orchesterinstrument und ein Soloinstrument ist. Seit ich Akkordeon spiele, habe ich außerdem das Bedürfnis, das wunderbare Instrument aus seiner »Volksmusik-Schublade« zu befreien.
- Weil es wundervoll ist, wie eine kleine Oase im wöchentlichen Alltag, mit so lustigen und humorvollen Menschen zu musizieren, Ziele zu stecken und die Musik vorzutragen.
Dumitru Moraru (Dirigent):
Was ist das Außergewöhnliche an der Arbeit mit einem Akkordeonorchester?
Das wirklich Besondere ist für mich die gute Arbeitsatmosphäre, die immer für eine positive Grundstimmung während unserer Proben sorgt. Dadurch fühlt sich die Arbeit mit dem Orchester viel lockerer und farbiger an. Das wiederum wirkt sich dann letztendlich auch positiv auf die Produktivität in meinem Job aus.
Welche Unterschiede gibt es etwa zum Symphonieorchester?
Ein wesentlicher Unterschied zwischen einem Symphonieorchester und speziell diesem Akkordeonorchester ist die Zahl der Spielerinnen und Spieler. In unserem Akkordeonorchester herrscht eine persönliche, freundschaftliche Atmosphäre vor. Deswegen können wir unsere Stücke und verschiedenen Projekte mit viel Spaß und Motivation genauer und produktiver einstudieren und zur Aufführung bringen. Auch musikalisch kriegen wir die Chance, die Qualität der Musik dank der Fähigkeiten jedes einzelnen Mitspielers zu verbessern.
Gibt es hierzu eine eigene Weiterbildung oder ist es learning by doing?
Meistens ist es »learning by doing«. In dem Sinne, dass der praktische Anteil erst in der Probe stattfindet. Doch eine Weiterbildung im Privaten ist meiner Meinung nach genauso wichtig: Bücher lesen, Musik analysieren, Musik schreiben, viel am Instrument üben und so weiter.
Muss man sein Gehör speziell schulen, wenn man nur
Akkordeons dirigiert?
Für einen Nicht-Akkordeonisten kann es anfangs vielleicht etwas ungewöhnlich sein, ein Akkordeonorchester zu dirigieren, da die Klangfarbe des Instruments eine besondere ist. Man braucht meiner Meinung nach jedoch hauptsächlich ein musikalisch scharfes und aufmerksames Gehör.
Muss man das Instrument können, um ein Orchester dirigieren zu können?
Ich bin davon überzeugt, dass man das Instrument zuerst selbst verstehen muss, bevor man die Rolle des Dirigenten übernimmt. Es ist natürlich ein großer Vorteil, wenn man dazu auch noch das Instrument beherrscht. Dazu gibt es aber bestimmt verschiedene Meinungen. Das Wichtigste ist, zumindest meiner Meinung nach, die Musik und die Möglichkeiten des Instruments kombinieren zu können, ohne dass das Stück seine Struktur und seinen Charakter verliert. Daran liegt die große Kunst, vor allem für diejenigen Dirigenten, die das Instrument nicht selbst spielen.
Armin Stehle (Soundtechniker)
Was ist die große Herausforderung, ein Akkordeonorchester klanglich in Szene zu setzen?
Ich denke, das Schwierigste ist, den Sound so einzustellen und einzurichten, dass es trotz der notwendigen Verstärkung immer noch möglichst natürlich klingt.
Wie eng sind die Absprachen – mit dem Dirigenten, mit den Solisten?
Das Orchester und der Dirigent sind vor allem die Akustik im kleinen Proberaum gewohnt.
Ist es besonders schwierig, bei so vielen ähnlichen Instrumenten, einzelne Akzente zu setzen?
Das Orchester und der Dirigent sind vor allem die Akustik im kleinen Proberaum gewöhnt. Durch die große Bühne und in einem entsprechend großen Saal können die Musiker die einzelnen Stimmen nicht gut genug wahrnehmen. Dies kann zu Unsicherheit im eigenen Spiel führen. Daher ist es notwendig, auf der Bühne mit Monitorboxen für ein ausgeglichenes Klangbild zu sorgen. Wenn die Spieler und der Dirigent sich klanglich »wohl« fühlen, fällt es ihnen leichter, durch die große Dynamik des Akkordeons eigene Akzente zu setzen. Meine Aufgabe ist es, die dann einfach noch zu verstärken.