Was motiviert dich an Wettbewerben teilzunehmen? Was bringt dir eine Wettbewerbsteilnahme für deine musikalische Arbeit? Wie gehst du mit der Aufregung vor den Wertungsspielen um?
Musikwettbewerbe als Hauptbestandteil meiner Kindheit.
Im Alter von sieben Jahren habe ich an der Kreismusikschule Erding (bei München) begonnen, Akkordeonunterricht zu nehmen. Seither begleiteten mich regelmäßige Teilnahmen an Musikwettbewerben durch meine Schulzeit. Einen Unterricht ohne das Ziel, ein Wettbewerbsprogramm einzustudieren, konnte ich mir schnell nicht mehr vorstellen. Ob es daran lag, dass mein Musiklehrer immer sehr viel Wert auf regelmäßige Teilnahmen an Veranstaltungen gelegt hat, am Spaß oder vielmehr an meinem Ehrgeiz, mich mit anderen Akkordeonistinnen und Akkordeonisten in meinem Alter zu messen? Womöglich trifft alles gleichermaßen zu. Insbesondere der Nervenkitzel vor und während dem Wertungsspiel, die spannenden Minuten vor der Ergebnisbekanntgabe und das Glücksgefühl, eine sehr gute Platzierung erreicht zu haben, spornten mich Woche für Woche an, immer weiter zu üben und auch die Kleinigkeiten in einem Wertungsstück zu perfektionieren.
Der Umgang mit der Aufregung vor den Wertungsspielen war für mich anfänglich durchaus schwierig. Im Alter von zehn Jahren habe ich an meinem ersten Solowettbewerb »Jugend Musiziert« teilgenommen. Damals noch mit wenig Aufregung angetreten, änderte sich dies im Laufe der Jahre. Die Stücke wurden immer schwieriger, die Bedeutung, einen sehr guten Platz zu erreichen, immer größer und das Wertungsspiel immer länger. Schwitzige Hände und ein nüchterner Magen beim Wertungsspiel waren das Ergebnis. Doch mit den Jahren sank die Nervosität und die Souveränität wuchs. Was blieb, war lediglich eine positive Anspannung. Wie ich das geschafft habe? Ganz einfach: Durch das Etablieren einer Routine im Akkordeonspiel. Um das Nachdenken über schwierige Stellen zu vermeiden, half es mir, mein Übungspensum zu erhöhen, Routine in Bezug auf mein Wertungsprogramm zu bekommen und somit das Grübeln über bis dato schwierige Stellen abzustellen.
Besonders das gestiegene Übungspensum und die damit verbundene Leistungssteigerung waren positive Effekte, die sich durch die Teilnahme an Wettbewerben ergeben haben. Darüber hinaus hat mir das Messen mit anderen Akkordeonisten aus ganz Deutschland verdeutlicht, dass eine kontinuierliche und detaillierte Arbeit über Monate hinweg unerlässlich ist. Dadurch, dass die Stücke nicht nur oberflächlich geübt werden, hat sich dies positiv auf meine Spielweise und mein Können ausgewirkt. Auch bewegt man sich mit einem Wettbewerbsprogramm zum Teil in völlig unterschiedlichen Genres: Mit zeitgenössischer Musik wäre ich ohne die Teilnahmen an Wettbewerben nie in Berührung gekommen. Ein weiterer positiver Aspekt, der sich aus den Wettbewerbsteilnahmen ergeben hat, ist das Knüpfen von überregionalen Kontakten zu Akkordeonistinnen und Akkordeonisten, die bis heute bestehen. Einige von ihnen treffe ich regelmäßig im Landesjugend- Akkordeonorchester Bayern oder bei weiteren Wettbewerbsteilnahmen.
Positives Denken.
Was mich dazu motiviert, an nationalen und internationalen Wettbewerben teilzunehmen
Meine Hauptmotivation liegt darin, sowohl technische als auch musikalische Fähigkeiten durch die Anforderungen des Wettbewerbs weiterzuentwickeln. Der Anlass treibt mich an, durch intensive Vorbereitung mein Niveau als Akkordeonist zu steigern. Außerdem genieße ich die Wettbewerbstage, vor allem nach meinem eigenen Auftritt. Ich lerne, was alles mit dem Instrument möglich ist, finde viel Inspiration beim Zuhören, baue mein soziales Netzwerk aus. Und natürlich freue ich mich, wenn ich einen Preis gewinne, aber das ist nicht mein erster Gedanke.
Was mir eine Wettbewerbsteilnahme für meine musikalische Arbeit bringt
In den vergangenen Jahren habe ich an zahlreichen Wettbewerben teilgenommen, um mich dazu zu bringen, anspruchsvolle Stücke auf hohem Niveau zu spielen. Zurzeit stehen eher Konzerte im Vordergrund. Der Kontext beeinflusst natürlich die Gestaltung des Auftritts. Bei einem Wettbewerb muss man komplexe Stücke beherrschen, da die Fähigkeiten des Spielers oder der Spielerin bewertet werden. Bei einem Konzert hingegen zählen vor allem die musikalische Gestaltung und die emotionale Wirkung auf das Publikum. Meine Grundeinstellung bleibt jedoch dieselbe: Priorität hat eine ehrliche Präsentation der Musik für das Publikum. Das ist eine der wichtigsten Botschaften, die mir von meinem Lehrer Marko Ševarlić vermittelt wurden. Um dies umzusetzen, sind die Fähigkeiten, die man in den Wettbewerben verfeinert, hilfreich, genauso wie all das, was man dort lernt, wenn man beispielsweise beobachtet, wie andere Musikerinnen und Musiker spielen, oder wenn man sich mit ihnen austauscht.
Wie ich mit der Aufregung vor den Wertungsspielen umgehe
Grundsätzlich bin ich bei Vorspielen, Konzerten und Wettbewerben nicht sehr aufgeregt. Es hängt jedoch stark von meiner Vorbereitung ab, ob ich auf der Bühne mich relativ sicher oder doch ein wenig nervös fühle. Meine Aufregung zeigt sich in der ersten Minute des Auftrittes, aber ich sehe sie eher als Adrenalinschub, der der Stärkung meiner Aufmerksamkeit dient. Ich verwende positives Denken, um ein gutes Gefühl im Körper herzustellen. Ich glaube, dass das Publikum spürt, ob ich als Musiker Freude daran habe, auf der Bühne zu stehen. Daher ist es mir wichtig, eine positive Ausstrahlung zu haben. Auch in diesem Aspekt bin ich meinem Lehrer sehr dankbar, der mich anfangs zu allen Wettbewerben und Konzerten begleitet hat und mich unterstützt und gecoacht hat, bis ich eine eigenständige Bühnensicherheit erreicht habe. Dank dieses jahrelangen Trainings habe ich meinen letzten Wettbewerb, den Coupe Mondiale, ganz allein und mit Erfolg bestritten.
Ein Wettbewerbstag beginnt ausgeruht mit einem guten Frühstück.
Was mich dazu motiviert hat, an Wettbewerben teilzunehmen
Meine größten Wettbewerbserfolge hatte ich während der Coronavirus-Pandemie bzw. der Post-Corona-Zeit. Die Teilnahme am Akkordeon Musik Preis 2021 in der Kategorie Professionals Solo und in der Kategorie Professionals Kammermusik (mit dem Trio Klangspektrum: Paula Breland, Klarinette und Jennifer Aßmus, Violoncello) als auch an der Val Tidone Competition 2021 in Italien (ebenfalls mit dem Trio Klangspektrum) war durch Einschicken eines Online-Videos möglich und lagen sozusagen »günstig« im Lebenslauf. Im April 2022 schloss ich mein Studium an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover ab und da ich bereits mehrmals als Kind bzw. Jugendliche am Akkordeon Musik Preis teilgenommen habe, wollte ich dies noch einmal zum Ende meines Studiums machen, als ein Höhepunkt sozusagen.
In den Jahren 2020/2021 war ich außerdem gemeinsam mit dem Trio Klangspektrum in der intensivsten Wettbewerbsvorbereitungsphase für den Deutschen Musikwettbewerb. Der AMP als auch Val Tidone waren wichtige Stationen und gaben eine hohe Motivation, gerade in dieser Zeit, in der nichts möglich gewesen ist.
Was mir eine Wettbewerbsteilnahme für meine musikalische Arbeit bringt
Eine Wettbewerbsteilnahme und die Vorbereitung darauf bieten eine gute und auch umfangreiche Gelegenheit, ein neues Repertoire einzustudieren und dies zu präsentieren. Zudem bereichern Wettbewerbserfolge den künstlerischen Lebenslauf, das Knüpfen neuer Kontakte ist möglich, aber auch ein Austausch mit anderen Musikerinnen und Musikern. In den Jahren 2020/2021 hatte ich solistisch als auch gemeinsam mit meinen Kolleginnen vom Trio Klangspektrum ein Ziel vor Augen und wir konnten fokussiert darauf hinarbeiten, da Konzerte leider pausieren mussten. Aber natürlich ruhte die musikalische Weiterentwicklung nicht!
Wie ich mit der Aufregung vor Wertungsspielen umgehe
Ich freue mich immer, wenn ich spielen darf! Wichtig ist mir dabei, übrigens unabhängig, ob Wettbewerb oder Konzert, dass der Tag ausgeruht und mit einem guten Frühstück beginnt. Unnötiger Stress ist hier fehl am Platz! Vor einem Wertungsspiel oder einem Konzert gehe ich persönlich sehr gern eine Runde spazieren.