Ein Ferienlager benötigt neben einem aufregenden, abwechslungsreichen Programm sowie teilnehmenden Kindern und Jugendlichen einer Gruppe Menschen, die gemeinsam als Team das Ferienlager leiten, organisieren und das vorbereitete Programm in die Tat umsetzen. Während des Ferienlagers sind die Teammitglieder einfühlsame und zuverlässige Ansprechpersonen für alle Fragen und Themen der Teilnehmenden, denn genauso wie im normalen Alltag kann es auch im Ferienlager zu Streitigkeiten und Problemen wie Heimweh, Ausgrenzung oder Alltagssorgen kommen.
Gerade aufgrund der Vielfalt an Aufgaben ist es wichtig, dass die Teammitglieder sich aufeinander verlassen können und teamintern möglichst alles rund läuft. Die folgenden Tipps und Inspirationen sollen dabei helfen, ein Team zu bilden und auch vor und während des Ferienlagers zu stärken. Dafür befasst sich dieser Artikel mit drei grundlegenden Fragen:
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- Wen braucht man für ein Ferienlager?
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- Wo findet man Personen, die als zuverlässige Teammitglieder mit ins Ferienlager fahren?
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- Wie bildet man aus den Einzelpersonen ein Team?
Ich werde versuchen, nicht nur theoretische Anregungen zu geben, sondern auch praktische Ideen aus meinen Erfahrungen einzubringen, die für die Organisation eines Ferienlagers hilfreich sein könnten. Abläufe und Hinweise zur allgemeinen Ferienlagervorbereitung sind in meinem Artikel in der vorherigen Ausgabe der Harmonika International zu finden. Weitere Hinweise und Perspektiven auf das Thema sind im Jugendleiter-Blog unter www.jugendleiter-blog.de zu finden.
1. Wen braucht man für ein Ferienlager?
Bevor es darum geht, ein Team zu festigen, muss dieses zunächst zusammengestellt werden. Dabei spielen unter anderem folgende Subteams eine wichtige Rolle:
Die Leitung: Jedes Ferienlager braucht ein Leitungsteam, das sich um die wesentlichen Dinge wie Budget, endgültige Entscheidungen oder auch die »Hauptorganisation« (insb. Programmleitung, Koordination, Finanzen) kümmert. Dieses sollte aus mindestens zwei Personen bestehen: einerseits, damit es eine Vertretung gibt (beispielsweise im Krankheitsfall), und andererseits, damit die Entscheidungen nicht nur auf einem Schulterpaar lasten. Aus meinen Erfahrungen heraus rate ich, aus allen Bereichen (Orga-Team, Gruppen-Betreuung, Küchen-Team) eine Person im Leitungsteam zu haben und auch den oder die Dirigent*in einzubinden, sofern es sich um eine Musikfreizeit handelt.
Betreuerinnen und Betreuer: Sie bilden ein solides Grundgerüst und machen die Umsetzung des Ferienlagerprogramms erst möglich. Dabei kann es sich um Ehrenamtliche über 16 Jahre handeln, aber auch um geschultes Fachpersonal. Je nach Alter der Teilnehmenden ist ein Betreuungsschlüssel festzulegen, der eine optimale Betreuung der Kinder und Jugendlichen gewährleistet. Sie müssen aus männlichen sowie weiblichen Personen bestehen, sofern es sich um ein gemischtgeschlechtliches Ferienlager handelt. Ein gutes Verhältnis liegt aus meiner Erfahrung bei einer Betreuungsperson pro fünf bis acht Teilnehmenden – je nach deren Alter.
Ein Küchenteam: Ausgewogenes und leckeres Essen ist auch im Ferienlager wichtig. Daher sollte es ein Team aus Personen geben, die sich verantwortungsvoll um das Essen für die Kinder und Jugendlichen kümmern. Sie sollten in der Lage sein, auf die Wünsche der Teilnehmenden Rücksicht zu nehmen und gesund sowie abwechslungsreich in den notwendigen Mengen zu kochen. Viele Jugendringe bieten regelmäßig Schulungen für das Kochen größerer Mengen in Ferienlagern an.
Unterstützung beim Einkauf und bei der Organisation: Es ist ratsam, mindestens eine Person damit zu beauftragen, sich um den Einkauf und die Organisation von Fahrten und Besuchen während des Ferienlagers zu kümmern. Dieses Teammitglied muss sich gut mit dem Küchenteam und dem Leitungsteam abstimmen, um beispielsweise zu wissen, welche frischen Lebensmittel in den nächsten Tagen benötigt werden oder ob für eine Bastelaktion noch bestimmte Materialien zu beschaffen sind.
Sprachdozent*innen: Wenn das Ferienlager im Ausland stattfindet, ist es sehr ratsam, eine Person dabei zu haben, die sich mit der Sprache, der Kultur und den Regeln des Landes auskennt. Dafür ist natürlich kein entsprechender Studienabschluss notwendig, aber es ist von großem Vorteil, wenn die Person vielleicht aus diesem Land stammt oder zumindest für einen Austausch bereits in dem Land gelebt hat. Das ist kein Muss, jedoch äußerst hilfreich, um sich hier besser zurechtzufinden.
Sonstige: Auch jede weitere Aufgabe im Ferienlager kann einer Person zugewiesen werden. Dabei sind die konkreten Gegebenheiten des jeweiligen Ferienlagers zu berücksichtigen. Gibt es beispielsweise chronisch kranke Teilnehmende, ist es notwendig, eine Person mit entsprechenden Vorkenntnissen oder einer entsprechenden Ausbildung und Qualifikation mitzunehmen.
Was Aufgaben wie etwa die Pflege der Räumlichkeiten betrifft, kann man ein Teammitglied beauftragen, die diese gegebenenfalls auch zusammen oder im Wechsel mit den Kindern und Jugendlichen erledigt. Hier gibt es viele Möglichkeiten, wie die Aufgaben verteilt werden können.
Generell sind die Gestaltung und Aufteilung des Teams immer an die jeweiligen Gegebenheiten anzupassen, d. h., es gilt zu beachten, wo das Ferienlager stattfindet, wie alt die Teilnehmenden sind und wie das Programm aufgebaut ist. Es sollte also im Vorfeld gut überlegt werden, welche Aufgaben zu vergeben sind und wer diese übernehmen kann.
Dabei kann eine einzelne Person auch mit mehreren Aufgaben betraut sein, wie zum Beispiel im Küchenteam zu helfen und sich zusätzlich um den Einkauf zu kümmern. Dabei sollten passende Konstellationen gefunden werden, die die zeitlichen Kapazitäten der einzelnen Mitglieder berücksichtigen.
2. Wo findet man Personen, die als zuverlässige Teammitglieder mit ins Ferienlager fahren?
Es ist nun geklärt, wen man für ein Ferienlager braucht und auch zu welchen Zwecken. Um auf das Ferienlager und die freien Stellen aufmerksam zu machen, sind viele Gespräche und gute Werbung sehr wichtig. Dazu können Zeitung, Radio oder auch Social Media genutzt werden. Bei einer Werbung im Internet könnte ein Video mit eigenem Werbesong eine gute Möglichkeit sein, um viele Menschen anzusprechen.
Auch Flyer helfen, Teammitglieder anzuwerben. Die Flyer können dann beispielsweise in einer Universität verteilt werden, in der es Studiengänge im sozialen Bereich gibt. Sie sollten auffällig und übersichtlich gestaltet sein, quasi als »Eyecatcher« an der Infotafel in der Hochschule. Dabei kann die Aufgabe auch als Studienjob oder Praktikum angeboten werden.
Apropos Job: Es handelt sich bei dieser Arbeit zwar um eine schöne und erfüllende Arbeit, allerdings ist sie auch anstrengend und sie nimmt viel Zeit in Anspruch. Dabei ist nicht nur die Zeit während des Ferienlagers selbst gemeint, sondern auch die für die Vor- und Nachbereitung. Deswegen ist es – ganz gleich über welches Werbemedium – wichtig, die Vorzüge, aber auch die Aufwände und Erwartungen zu kommunizieren.
Eine der verlässlichsten Quellen für neue Jugendleiterinnen und Jugendleiter ist das persönliche Umfeld: Vereinsmitglieder, Bekannte und Verwandte können angesprochen und darüber informiert werden, dass noch Unterstützung für das Ferienlager gesucht wird. Auch dabei sollten die Aufgaben klar kommuniziert und die Erwartungen seitens des Veranstalters deutlich gemacht werden.
Bei der Auswahl sollte darauf geachtet werden, dass die Personen einen Draht zu Kindern und Jugendlichen haben. Außerdem sollte ein Mindestalter für die betreuenden Personen festgelegt werden. Der Großteil des Teams sollte volljährig sein, um einen ausreichenden Schutz der Teilnehmenden zu garantieren.
Wer sich bewirbt, sollte außerdem darüber in Kenntnis gesetzt werden, dass die Arbeit sowohl am Tag als auch in der Nacht erfolgt. Auch die Zahl der Teilnehmenden sollte erwähnt werden, also dass man in großen Gruppen arbeitet und dass das Durchsetzen der Regeln und eine Anleitung des Programms zu den Aufgaben gehören. Ein gewisses Maß an Selbstsicherheit und Durchsetzungsvermögen sollten also ebenso vorhanden sein wie Einfühlungsvermögen. Je nach Regelungen im Bundesland müssen die neuen Leiterinnen und Leiter auch Zeit im Vorfeld für Schulungen, Workshops und JuLeiCa-Ausbildungen haben. Unbedingt beachtet werden müssen auch die Voraussetzungen zum Jugendschutz, wie beispielsweise die Vorlage eines erweiterten Führungszeugnisses für Leiter*innen, die regelmäßig Kontakt zu Kindern und Jugendlichen haben. Die Webseite deutsches-ehrenamt.de bietet dazu u.a. eine gute Übersicht und einen Leitfaden an (https://deutsches-ehrenamt.de/vereinsrecht/jugendschutz-im-verein/). Viele Jugendverbände und Organisationen haben entsprechende Workflows und Tools installiert, um dabei die Datenschutzbestimmungen und Betroffenenrechte zu schützen.
3. Wie bildet man ich aus den Einzelpersonen ein Team?
Damit aus einer Gruppe ein Team wird, ist es wichtig, ein Gemeinschaftsgefühl zu entwickeln und zu stärken. Das kann durch verschiedene Aktionen gelingen.
Gemeinschaftserlebnisse: Wer gemeinsam etwas erlebt, schafft gemeinsame Erinnerungen. Dies kann eine Basis für ein positives Gruppenkonstrukt bilden. Wenn das Team zusammen, ohne die Kinder und Jugendlichen, Zeit miteinander verbringt, kann Vertrauen untereinander aufgebaut und dadurch auch das Gemeinschaftsgefühl gestärkt werden.
Das Team könnte zusammen Ausflüge unternehmen, essen gehen, Kennlernrunden veranstalten oder einfach gemeinsam eine Wanderung zu einem interessanten Ziel unternehmen. Die Teammitglieder verbringen so eine schöne Zeit miteinander und lernen sich besser kennen.
Gemeinsam eine Vision für das Ferienlager entwickeln: Haben sich alle etwas näher kennenlernen können, geht es an die Organisation, die Strukturierung und den Aufbau des Ferienlagerprogramms sowie die Visionen, die bei so einer Arbeit wichtig sind. Dabei sollte darauf geachtet werden, alle Meinungen, Anregungen und Impulse, soweit es möglich ist, mit einzubeziehen. Damit ist nicht nur das Programm gemeint, sondern beispielsweise auch der Essensplan oder welche Regeln ihr für die Teilnehmenden aufgestellt werden.
In Kleingruppen das Programm vorbereiten: Das Programm sollte möglichst abwechslungsreich sein. Es bietet sich an, die einzelnen Programmpunkte von jeweils einer kleinen Gruppe planen zu lassen, denn bei mehreren Personen und in wechselnden kleinen Teams kommen auch mehr Anregungen und Ideen zusammen. Ziel ist es, ein Programm mit vielen verschiedenen Aktionen auf die Beine zu stellen. Am Ende wird natürlich alles mit- und aufeinander abgestimmt, damit das Programm rund ist und einen roten Faden hat.
Teamausflug: Bevor es zusammen in das Ferienlager mit den Kindern und Jugendlichen geht, kann ein Wochenendausflug dazu beitragen, das Teamgefühl weiter zu stärken. Dazu könnte man beispielsweise gemeinsam ein Konzert oder ein Musical besuchen oder einen Übernachtungs-Ausflug ans Meer, die Berge oder einen anderen schönen Ort unternehmen, an dem gemeinsam etwas unternommen und erlebt werden kann, quasi als kleines Highlight und Motivation vorab.
Sich kennenlernen und Vertrauen aufbauen: Neben den großen Aktionen sollte sich ausreichend Zeit genommen werden, um einander weiter kennenzulernen und Vertrauen aufzubauen. Hierfür können Gesprächsrunden sowie Vertrauensspiele für Erwachsene sehr hilfreich sein.
Austausch vor, während und nach dem Ferienlager: Um aus einer Gruppe ein eingespieltes Team zu machen, sollten die Beteiligten die Möglichkeit haben sich auszutauschen. Das kann beispielsweise in Reflexions- oder auch Diskussionsrunden mit Impulsen von außen erfolgen. Solche Runden sollten vor, während und ganz besonders nach dem Ferienlager stattfinden.
Daniel Seiler lebt für gute Jugendarbeit. Er ist Autor des Jugendleiter-Blogs und diverser Spielebücher, war viele Jahre im Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) aktiv, leitete über 500 Gruppenstunden und Ferienlager und arbeitete bei der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg als Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Er wohnt in Erfurt und ist als Redakteur, freiberuflicher Autor und Social Media Manager tätig.