Eine Zugabe hatte sie vorbereitet: Barry Ryans Welthit „Eloise“ von 1968 im wirkungsvollen Arrangement von Hans-Günther Kölz; die schwungvolle Interpretation regte eher noch mehr zum Applaudieren an. Und dann gab es – mit großem Einverständnis des Publikums – noch eine Wiederholung. Zum Aufwärmen der Finger erklang zur Eröffnung „Festival!“ von Ian Watson. Das Werk war eine Auftragskomposition für das Sommer-Akkordeonorchester „Bellows and Waves“ 2021 in Devon, Großbritannien. Es sollte nach den Corona-Lockdowns einfach Spaß machen und das gemeinsame Musizieren feiern.
Das anspruchsvollste Stück im Programm folgte dann: „Landscape Stories“ ist eine sinfonische Konzertmusik in 3 Akten von Ralf Schwarzien. Mit diesem Wertungsstück der Oberstufe wird das Akkordeon-Orchester am World Music Festival des Deutschen Harmonika-Verbandes in Innsbruck vom 28. Mai bis zum 1. Juni 2025 teilnehmen. Es sind Geschichten der Bewohner der jeweiligen Landschaften. Der 1. und 3. Satz standen auf dem Programm: Der erste Satz beschreibt die einzigartige Landschaft des schwer zugänglichen Rapadalen, einem eiszeitlichen Trogtal im Sarek-Nationalpark in Nordschweden. Der Rapaädno mündet hier und bildet zahlreiche Lagunen und ist Treffpunkt vieler Tierarten wie Elch, Bär, Luchs, Vielfraß und Polarfuchs. Im letzten Satz wird die Geschichte des Don Quijote zum musikalischen Ausgangspunkt der Landschaftsbeschreibung der La Mancha, einer der bekanntesten und zugleich einsamsten Regionen Spaniens, südlich von Aranjuez gelegen. Diese ist bestimmt von Olivenhainen, Getreide und Weinanbau sowie brütender Hitze und Trockenheit im Sommer. Cervantes Geschichte um den „Ritter von der traurigen Gestalt“, der die Dorfschenke von Puerto Lápice für eine Ritterburg hält und so manch andere Sachverhalte äußerst verklärt zu seinen Gunsten interpretiert – bis hin zu seinem berühmten (aussichtslosen) Kampf gegen die Windmühlen der La Mancha, zeichnet ein leicht skurriles Bild dieser Landschaft. Das Orchester präsentierte damit exakt, aber musikalisch spannend das eindrucksvolle Finale des konzertanten Werkes.
Es muss nicht immer Tango nuevo aus Argentinien sein – „Esperanza“ von Hermann Illenberger glänzte mit einer leidenschaftlich-melancholischer Melodie und und einem rhythmischem Teil mit Jazz-Harmonik in wunderschönem Arrangement. Das Medley „Metropolitan Pictures“, ebenfalls von Ralf Schwarzien, lud zum Träumen ein: Im ersten Satz erlebte man den geschäftigen Verkehr auf der Golden Gate Bridge, die sich mit einer Länge von 3 km über die Bucht von San Francisco spannt. Im zweiten Satz erklang ein Musette-Walzer als Synonym für Frankreich und Paris und charakterisierte den 1887/89 gebauten La Tour Eiffel. Und im dritten Teil erinnerte die Musik an die Goldene Ära des Swing in der 1890/91 gebauten Carnegie Hall in New York, in der auch Gershwins „Rhapsody In Blue“ 1924 uraufgeführt wurde.
Danach ging es bei der musikalischen Reise noch einmal nach Schweden: „Return to Värmeland“ ist eine neue, eindrucksvolle Komposition von Hans-Günther Kölz für Akkordeon-Orchester, in die er das schwedische Volkslied „Ack Värmeland, du sköna“, das die Schönheit Värmelands beschreibt, einfließen ließ. Das Orchester präsentierte ein stimmungsvolles Klangbild – mit jazzigen Einflüssen, denn das Lied wurde auch unter dem Titel „Dear Old Stockholm“ durch Stan Getz zum Jazzstandard. Mit dem Rock-Klassiker „Mac Arthur Park“ von Richard Harris aus dem Jahre 1968 im atemberaubenden Arrangement von Hans-Günther Kölz und dem abwechslungsreichen Konzertstück „The World Of Music“ von Ralf Gscheidle, arrangiert von Tobias Dalhof, mit Parallelen zum weltbekannten „Music“ von John Miles endete das offizielle Programm, das insgesamt den Geschmack des Publikums bestens traf.
Am 7. Dezember 2025 plant das Orchester sein Jahreskonzert im Erholungshaus Leverkusen, diesmal in der Vorweihnachtszeit.