Gedanken zu einem gelingenden Einstieg für Kinder im Grundschulalter
Seit langem ist es üblich, dass Kinder schon ganz früh mit dem Musizieren beginnen. Schon im Baby-Musikgarten geht es los, anschließend werden Musikgarten-Kurse oder ähnliches besucht, die musikalische Früherziehung schließt sich an. Kinder, mit denen ich in meinem Umfeld musiziere, besuchen meistens einen Melodica-Kurs, den ich ab der ersten Klasse in der Grundschule anbiete. Manchmal spielen die Kinder ein weiteres Jahr und wählen anschließend ihr Wunsch-Instrument aus, auf dem sie ihr musikalisches Leben für die nächsten Jahre gestalten möchten. Besonders glücklich bin ich, wenn sich viele Kinder für das Akkordeon entscheiden. Wenn sie aber in der Musikschule oder im Verein bleiben und dort ein anderes Instrument erlernen möchten, habe ich ihnen zumindest den Weg zum weiteren Musizieren geebnet und bin froh, wenn sie beim Musizieren bleiben – wo und mit welchem Instrument auch immer.
Neue Umgebung, unterschiedliche Unterrichtsformen
Für die neuen »AkkordiKids«, wie ich sie meistens nenne, wechselt also zunächst einmal die Umgebung, in der der Unterricht stattfindet: die Kinder kommen in die Musikschule oder in den Verein. Dabei wechseln sie sowohl in den Einzelunterricht als auch in den »Partner-Unterricht«. Dies hat sich nach meiner Erfahrung als gute Lösung herausgestellt. Sollten sich drei oder vier Kinder zusammenfinden, die sich ähnlich entwickeln, unterrichte ich sie natürlich auch gerne für eine Zeit lang im Gruppenunterricht. Sobald eine entsprechende Entwicklung eintritt, bespreche ich gemeinsam mit den Eltern eine andere Unterrichtsmöglichkeit.
Verschiedene Vorerfahrungen und das richtige Instrument
Bei Kindern, die schon Melodica gespielt haben, funktioniert der Umstieg auf das Akkordeon relativ problemlos. Die Kinder sind begeistert, mit dem ihrem »Zauber-Instrument«, dem Akkordeon, weitermusizieren zu dürfen. In den ersten Stunden wiederholen wir das bereits Gelernte, vertiefen das Spiel der rechten Hand und machen uns mit dem Instrument vertraut. Anschließend beginnen wir mit dem Spiel der linken Hand und lernen die ersten Begleitformen. Dabei gibt es Kinder, die etwas mehr Zeit dafür brauchen, andere sind recht schnell und kommen rasch vorwärts.
Selbstverständlich kommen auch Kinder in den Unterricht, die noch keine musikalische Vorbildung haben. Das gibt es zwar nicht mehr so oft, kommt aber doch ab und an vor. Im Einzel-Unterricht passe ich mich den jeweiligen Voraussetzungen an, mit denen ein Kind zu mir kommt. Bei Vorschulkindern empfiehlt es sich, sehr akribisch nach dem »richtigen« Instrument zu suchen und dabei eventuell auch einige verschiedene Varianten auszuprobieren. Kinder ab der zweiten Klasse kommen mit den gängigen Modellen recht gut klar, einzig das Gewicht macht einigen Kindern zu Beginn ein wenig zu schaffen. Deshalb empfehle ich, das Instrument in einem Rucksack zu transportieren. Außerdem sollten die Instrumente mit flexibel verstellbaren Textilriemen versehen sein, da sich diese am Einfachsten an die Körpergröße der Kinder anpassen lassen.
Für das Musizieren zu Hause benötigen die AkkordiKids die entsprechende Ausstattung. Dazu gehören ein Notenständer und ein kleiner Stuhl, der möglichst variabel verstellbar ist.
Einbeziehung der Eltern
An dieser Stelle sei mir eine persönliche Anmerkung erlaubt: Ich halte es für existenziell, intensiven und regelmäßigen Kontakt zu den Eltern meiner musizierenden Kinder (und Jugendlichen) zu halten. Für Tipps und Hinweise zum Musizieren zu Hause nutze ich als Kommunikationsform ein Hausaufgabenheft, das jedes Kind immer zum Unterricht mitbringen muss. Termine und andere wichtige Informationen gebe ich nach wie vor schriftlich an die Eltern weiter. Damit ich sicher sein kann, dass diese auch bei den Eltern ankommen, erbitte ich mir meistens eine Rückmeldung. Des Weiteren biete ich nach meinen Vorspielen immer ein persönliches Gespräch an. Sollte sich etwas Dringendes ergeben, spreche ich die Eltern vor oder nach dem Unterricht an oder melde mich persönlich mit einer entsprechenden Nachricht.
Großer Spaß beim gemeinsamen Akkordeon(vor)spiel
Das Schönste ist für die Kinder das gemeinsame Musizieren! Deshalb ist es natürlich toll, wenn viele Kinder an den gemeinsamen Ensemblestunden teilnehmen. Diese biete ich regelmäßig zusätzlich zum Unterricht an. Dabei kommen Kinder mit gleichem Leistungsstand zusammen und erproben sich im Zusammenspielen.
Ziel ist es natürlich dabei, so schnell wie möglich ein Orchester zu bilden, an dem dann auch Kinder aus der Musikschule oder dem Verein teilnehmen können, die ein anderes Instrument spielen, z. B. Schlagzeug, Keyboard oder Klavier. Die jeweilige Literatur wähle ich so aus, dass alle Kinder entsprechend ihren Möglichkeiten musizieren können. Falls nötig, schreibe ich jedem Kind eine Stimme, die zu ihm passt. Das ist zwar etwas mehr Aufwand, lohnt sich aber auf jeden Fall. Denn wenn ein Kind beim gemeinsamen Spielen überfordert ist, wird es über kurz oder lang nicht mehr mitmachen wollen…
Und dann sollten natürlich die Kinder, sobald sie ihre ersten Lieder gelernt und einstudiert haben, ganz schnell »Ab auf die Bühne«! Durch die Präsentation und das Vorspielen wächst das Vertrauen in sich selbst. Sie erfahren Selbstwirksamkeit, indem sie miteinander für andere musizieren. Den Stolz über das Geleistete sieht das Publikum in ihren glänzenden Augen.
Musikbegeisterten Nachwuchs durchgängig begleiten
Ich sehe meine Aufgabe im Musizieren mit Kindern darin, ihnen eine Lern- und Wegbegleiterin zu sein. Es ist ein großes Glück, wenn Kinder mit Spaß und Erfolg musizieren. Wenn sie dies mit dem Akkordeon tun, ist es mir eine besondere Freude!
Den Vereinen und Orchestern empfehle ich, für alle musikbegeisterten Menschen ein durchgängiges Konzept anzubieten. Je früher Kinder und Jugendliche angesprochen und eingebunden werden, desto eher identifizieren sie sich mit »ihrem« Orchester und werden dort auch später Aufgaben und Verantwortung übernehmen. Und letztlich entsteht die Begeisterung für ihr und unser Instrument durch hohe pädagogische Kompetenz und eine gute und tragfähige Bindung an die jeweiligen Lehrpersonen. Eine gut funktionierende Jugendabteilung kann durch überfachliche Angebote, wie Freizeiten, Musical- oder Kino-Besuche, Spiele- und Bastelnachmittage und vieles mehr, die Attraktivität eines Vereins noch deutlich steigern: die gemeinsamen Aktivitäten fördern die Gemeinschaft und unterstützen dadurch wiederum das Musizieren im Orchester.
Ein Wort zum Schluss: Auf Literatur- und Produktempfehlungen habe ich bewusst verzichtet. Falls eine Leserin oder ein Lehrer dazu weitere Informationen und meine Expertise wünschen kann sie bzw. er mich gerne ansprechen oder mir eine E-Mail schreiben an sabine.koelz@dhv-ev.de.
Ich wünsche allen eine große Freude beim Musizieren mit Kindern!
Über die Autorin
Sabine Kölz unterrichtet an der Musikschule Trossingen, dem Orchester Hohnerklang und dem Akkordeon-Orchester Beffendorf. Außerdem leitet sie verschiedene Formationen und Orchester. Gemäß ihrem Motto „Musizieren – ein Leben lang“ liegt ihr die Ausbildung von Kindern und Jugendlichen sowie das Musizieren mit Menschen im 3. Lebensabschnitt besonders am Herzen.