Die Mundharmonika als Einstiegsinstrument für Kinder
»Im Orchester-Nachwuchsbereich eignet sich die Mundharmonika besonders gut als Einstiegsinstrument, das Kinder bereits zu Beginn des Unterrichts schnell motivieren kann. In der Anfangsphase bedient man sich hier einer Besonderheit der Mundharmonika, welche den Einstieg sehr einfach macht. Die Kanäle, die als Zahlen auf dem Deckel des Instruments zu finden sind, dienen hierbei zunächst als Orientierungshilfe. Das Spielen nach Noten mit Hilfe der Kanäle erleichtert den Kindern den Start. Sie lernen sehr schnell, ihnen bekannte Lieder im Tonumfang einer Oktave zu spielen, was einen hohen Motivationsfaktor darstellt. Nach und nach werden die Kanäle abgebaut und die Schüler*innen lernen das Spielen nach Noten ohne die Kanäle. Je nach Instrumententyp können sie zunächst in C-Dur im Tonumfang von zwei Oktaven, beim Wechsel auf ein chromatisches Instrument einen größeren Tonumfang in allen Tonarten spielen. Neben der hohen Anfangsmotivation gibt es weitere Vorteile der Mundharmonika: Zum einen haben Anfängerinstrumente mit ca. 20 Euro einen günstigen Preis, der es vielen Kindern ermöglicht, ein Instrument auszuprobieren, die sonst eventuell keinen Zugang zum instrumentalen Musizieren bekommen würden. Zum anderen ist die Mundharmonika klein und handlich und kann als akustisches Instrument allerorts sofort gespielt werden.
Unterrichtsformen
Zunächst einmal kann die Mundharmonika, wie auch jedes andere Instrument, im Instrumentaleinzelunterricht oder in der Kleingruppe erlernt werden. Ideales Anfangsalter ist zum Schulanfang, wobei je nach Unterrichtsgestaltung auch schon im Vorschulalter begonnen werden kann. Besonders geeignet ist die Mundharmonika auch für den Gruppenunterricht in größeren Gruppen. Dadurch, dass es sich um ein Zungen- und kein Blasinstrument handelt, stellt die Intonation kein Problem dar. Eine besondere Unterrichtsform ist das Klassenmusizieren auch in Kooperationen zwischen Schule und Verein. Aktuelle Bildungspläne allgemeinbildender Schulen stellen schulartübergreifend musikpraktische Aktivitäten in den Vordergrund. Das Projekt »Klassenmusizieren mit der Mundharmonika« liefert seit Anfang der Neunziger Jahre diesbezüglich überzeugende Ergebnisse an vielen Schulen in Baden-Württemberg. Das »Klassenmusizieren mit der Mundharmonika« ist in verschiedenen Altersstufen von der Grundschule bis in die Klassen 5 und 6 aller weiterführenden Schule möglich. Der Unterricht wird von Musiklehrer*innen an den Schulen gestaltet, kann jedoch auch durch externe Musiklehrkräfte und Vereine im Bereich von Kooperationen zwischen Schulen und Vereinen unterstützt werden. Besonders im Bereich der Ganztagsschule bzw. Betreuungsformen im Ganztag ist die Mundharmonika ein ideales Instrument, es bieten sich hier vielfältige Möglichkeiten für Vereine, ein Angebot in diesem Bereich zu schaffen.
Welche Instrumente sich für die Zielgruppe anbieten
Als Einstiegsinstrument hat sich die MelodyStar von Hohner bewährt, ein Instrument, auf dem zwei Oktaven gespielt werden können (c‘ bis c“‘). Die Klangerzeugung erfolgt durch Blasen und Ziehen, also Ein- und Ausatmen. Das Einzeltonspiel ist durch spezielle Anblasöffnungen besonders gut zu realisieren.
Für Kinder im Vorschulalter oder kleinere Projekte kann auch die Speedy von Hohner benutzt werden. Auf ihr kann nur im Tonumfang einer Oktave gespielt werden, die Anblasöffnungen haben einen sehr großen Abstand.
Beide Einstiegsinstrumente sind die Vorstufe zu einer chromatischen Mundharmonika, mit der man in allen Tonarten spielen kann.
Literaturempfehlungen
Für den Anfängerbereich mit der MelodyStar oder Speedy wurde spezielle Literatur entwickelt, die sowohl im Einzelunterricht wie auch beim Klassenmusizieren eingesetzt werden kann. Im Grundschulalter empfiehlt sich Harmonica-Youngsters, ab ca. 10 Jahren Harmonica Fun Class und für die Speedy-Mundharmonika Speedy- Kids. Alle Hefte sind im Amusiko Musikverlag erschienen.
Worauf es bei den Lehrerinnen und Lehrern ankommt
Wie bei allen Instrumenten ist eine gute Ausbildung der Lehrkräfte von großer Bedeutung. Speziell für Gruppenunterricht und Klassenmuszieren bietet der DHV Workshops an. Hier ist zum einen das Ziel, dass Instrumentallehrer*innen oder Ausbilder*innen in Vereinen selbst das Spielen erlernen, zum anderen geht es um die Methodik und Didaktik des Klassenmusizierens und Großgruppenunterrichts. Lehrkräfte an allgemeinbildenden Schulen bekommen ein Angebot über die Lehrerfortbildungsakademien.
Der Übergang ins Orchester
Mundharmonikaspielerinnen und -spieler können schon sehr früh in Jugendorchester mit Akkordeon oder Melodica eingebunden werden. Wichtig ist hier, dass für sie geeignete Stimmen vorliegen, die den Bereich ihres Instruments abdecken und in einer für das Instrument geeigneten Lage gut zu spielen sind. Weiterhin ist es möglich, ein Orchester mit Mundharmonikas und Zusatzinstrumenten zu bilden.
Über die AutorIN
Marianne Baldauf ist Musikpädagogin und Dirigentin für Akkordeon, Klavier und musikalische Früherziehung. Sie lehrt an Musikschulen, Grund- und Realschule und ist Jurorin und anerkannte Dozentin an verschiedenen Lehrerfortbildungsstätten. Zudem ist sie Vorsitzende im Deutschen Harmonikaverband Bezirk Bayerisch-Schwaben. Bekannt sind auch ihre Schulwerke: Akkordeon-& Melodica Spiel kinderleicht mit Tasti und Basti«, Musikalische Frühförderung »Musik im Spiel & ABC-Melodica«, Melodica AG »Klasse Tasten Karussell«, Melodica Klassenmusizieren »Meine Hände machen Musik«