Impulse für das Honorieren ehrenamtlichen Engagements
Ehrenamtliches Engagement ist die Basis dafür, dass eine Jugendarbeit mit zufriedenen Kindern und Jugendlichen überhaupt stattfinden kann. Das Honorieren dieses Einsatzes und dieser Leistungen von Ehrenamtlichen kann auf unterschiedliche Weise stattfinden. Zur Bedeutung von Wertschätzung in der Jugendarbeit und Möglichkeiten, diese auszudrücken und die soziale Arbeit zu einem wertschöpfenden Reflexionsprozess zu machen, hier ein Überblick.
Warum Wertschätzung in der Jugendarbeit elementar ist
»Die Harmonie zwischen zwei Menschen ist niemals gegeben. Sie muss immer wieder neu erobert werden.« Dieses Zitat der französischen Schriftstellerin Simone de Beauvoir bringt die Essenz von Harmonie und Wertschätzung und ihren hohen Wert auf den Punkt. In der Jugendarbeit bringen sich verschiedenste Menschen ehrenamtlich ein, die stimmig wie das Getriebe einer Uhr miteinander arbeiten und so eine gute Jugendarbeit leisten können, die auf Begeisterung der Kinder und Jugendlichen stößt. Doch Jugendarbeit bedeutet auch Anstrengung und Selbstdisziplin – da möchte man sich als Ehrenamtliche*r selbstverständlich wohlfühlen.
Aus diesem Grund ist das Honorieren von ehrenamtlichem Engagement von großer Bedeutung. Wertschätzung dient dabei gleichwohl als Katalysator, der den Engagierten Motivation schenkt und sie auch weiterhin zu vollem Engagement in der Jugendarbeit ermuntert. Damit Mitarbeitende miteinander gut umgehen, bedarf es einer Kultur des gegenseitigen Respekts und der Offenheit. Sollten zu einem Thema auch mal unterschiedliche Standpunkte bestehen, so sollten sich alle transparent darüber austauschen und einen gemeinschaftlichen Konsens finden können.
Wertschätzung kann schon da anfangen, dass kleine Aufmerksamkeiten der Wertschätzung manifestiert werden. Ein Beispiel kann dafür zum Beispiel das regelmäßige Backen von Kuchen sein oder auch das Spielen eines Ständchens zum Beginn der Orchesterprobe, wenn ein Teammitglied Geburtstag hat. Das gemeinsame Feiern im Kleinen stärkt das Gemeinschaftsgefühl des Kollektivs.
Geteilte Erfahrungen schaffen mehr Teamgefühl
Ehrenamtliche Mitarbeitende vollbringen große Leistungen, die auch durch die Kinder und Jugendlichen selbst in ihrer Dankbarkeit und ihrer Freude an den regelmäßigen Treffen des Jugendorchesters oder der -gruppe zum Ausdruck gebracht wird. Einen ganz besonderen Wert hat jedoch der Moment inne, wenn soziale Verbindungen gestärkt werden. Es sollte daher neben der gemeinschaftlichen Arbeitsroutine in gewohnten Kontexten auch versucht werden, außerhalb des Vereinsalltags gemeinschaftliche Aktivitäten fest in das soziale Miteinander unter den Mitarbeitenden zu verankern.
Teambildende Ausflüge im Sommer können beispielsweise in Form eines gemeinschaftlichen Grillens oder einer Kanutour aller Engagierten stattfinden. Im Winter kann zusammen gerodelt werden, es kann gemeinsam der Weihnachtsmarkt besucht werden, der mit Speis‘ und Trank ein gemütliches Ambiente bietet. Diese neuen Kontexte ermöglichen es zudem, bestehende Beziehungen zu vertiefen. Es kann also ein noch stärkeres Wir-Gefühl entstehen, das für den Erfolg und die Power der Jugendarbeit von zentraler Bedeutung ist.
Dankbarkeit ist Ehrensache
In der Jugendarbeit wird ein vielfältiges und auf die Interessen der Kinder abgestimmtes Programm auf die Beine gestellt. Für das Herzblut, das die Ehrenamtlichen in ihre Arbeit investieren, sollten sich Vereinsleitungen auf kreative und authentische Weise dankbar zeigen. Da die ehrenamtliche Tätigkeit ein großes Investment an Zeit und Ressourcen bedeutet, sollte zudem auf eine bestmögliche Hilfestellung von Seiten der Vereinsleitung geachtet werden. Niemand darf bei Fragen oder Sorgen in der Jugendarbeit alleine gelassen werden, sondern direkte Ansprechpartner*innen in der Vereinsleitung haben.
Pralinen und Polaroid-Fotos im Team-Raum
Ab und an kann sich die Jugendarbeit für ehrenamtlich tätige Mitarbeitende als sehr herausfordernd erweisen. Das gilt zum Beispiel dann, wenn im Team oder in der Jugendgruppe selbst ein angespanntes Klima herrscht. Um dem vorzubeugen, ist ein respektvoller, wertschätzender Umgangston auf dem Flur und in der Arbeit das A und O. Sollten Ungereimtheiten zwischen zwei Personen aus dem Team bestehen, so sollte ein*e Dritte*r aus dem Team als Mediator*in vermitteln. Direkt Konflikte zu klären ist immer der beste Weg, da zumeist auch nur kleine Missverständnisse aufgeklärt werden müssen. Für eine angenehme Atmosphäre im Team-Raum können schöne Aufmerksamkeiten verwendet werden. Wurden unter den Freiwilligen im Zuge von Teambuilding-Events zusammen Aktivitäten unternommen, so können Polaroid-Bilder dieser Erlebnisse im Team-Raum an eine Wäscheleine mit kleinen Wäscheklammern aufgehangen und so verewigt werden. Dies ermöglicht ein Rekapitulieren mit gleichzeitiger Honorierung, wie vielfältig und wertvoll das Teamgefüge ist und wie viel Spaß man zusammen hat. Werden Jahr für Jahr neue Polaroid-Bilder an die Wäscheleine aufgehängt, erzählt die Fotostrecke auch fortwährend von all dem Spaß auf den Teamevents.
Methoden-Tipp: Danke-Karten
Für ein gutes Arbeits- und ein Wohlfühlklima unter den Ehrenamtlichen in der Jugendarbeit ist es wichtig, sich selbst und die Gruppe in regelmäßigen Abständen authentisch und ehrlich zu reflektieren sowie sich für Positives dankbar zu zeigen. Dazu können bunte Kärtchen verwendet werden, wobei alle Teammitglieder eine Farbe zugewiesen bekommen. Jede und jeder im Raum bekommt pro anwesender Person eine Karte. Darauf kann zu jeder und jedem Anwesenden jeweils ein nettes Wort oder ein freundlicher Satz vermerkt werden. Am Ende bekommen alle ihren Stapel zurück und lesen die positiven »Bewertungen« der anderen vor. Diese Übung ist eine sehr gute Gelegenheit, um Dankbarkeit füreinander auszudrücken. Schließlich funktioniert die Jugendarbeit nur dann vollends, wenn jedes Rad ineinander greift. Durch diese Übung wird aktiv das Selbstbewusstsein aller Beteiligten gesteigert. Jede Person hat mal kleine Tiefs im Wohlbefinden – diese Übung zieht es jedoch schnell wieder nach oben und sorgt für ein gesteigertes Selbstwertgefühl.
Rahmenbedingungen der Jugendarbeit attraktiv machen
Jugendarbeit wird aus Leidenschaft und dem Interesse, junge Menschen auf ihren Weg zu begleiten, verrichtet. Doch sollte dies nicht als Ausrede dafür herhalten, die Rahmenbedingungen der Jugendarbeit wenig attraktiv zu halten. Für ein Klima der Wertschätzung ist daher nicht nur das Verhalten aller Teammitglieder wichtig, sondern auch das generelle Setting der Jugendarbeit. Um attraktive Rahmenbedingungen zu schaffen, können ansprechend gestaltete Proberäume ebenso entscheidend sein wie gute Lagerräume, bequeme Stühle und saubere Toiletten. Angenehme Bedingungen vor Ort sorgen gleichzeitig auch für ein Wohlbefinden aller Mitarbeitenden und nicht zuletzt auch der Kinder und Jugendlichen aus der Jugendgruppe. Bestens ausgestattete Räume sind ein ganz wesentlicher Ausdruck von Wertschätzung, an den von Seiten von Verbänden und Vereinen tunlichst gedacht werden sollte. Durch Rück- und auch Umfragen können Bedürfnisse herausgefunden und Probleme behoben werden.
Tipps für Musikvereine und Kinder-/Jugendorchester
Gerade im Bereich der Kinder- und Jugendorchester geht es nicht nur um die musikalische Ausbildung der Mitglieder, sondern auch um das Aufbauen von Selbstvertrauen und Selbstwertschätzung. Hier liegt die besondere Herausforderung darin, das jeweilige Kind an sein jeweiliges Lieblingsinstrument heranzuführen. Dabei ist Behutsamkeit die oberste Devise, die mit einem Ausprobieren einhergeht. Kinder und Jugendliche sollen gelobt und ermuntert werden, wenn sie in der Gruppe musizieren. Sie alle sind wichtige Puzzleteile und unentbehrlich für das Orchester. Wertschätzung bedeutet aber auch, die musikalischen Wünsche der Kinder und Jugendlichen in einem angemessenen Maße zu berücksichtigen und sie auch in Konzerte und ähnliche Auftritte zu integrieren. Auch den ehrenamtlich Tätigen in der Arbeit mit Musikvereinen und im Bereich Kinder- und Jugendchor ist weitgehend freie Hand in der Gestaltung zu gewähren, sodass aus der Dynamik der Kreativität und der Gruppenimpulse fantastische Arbeit entstehen kann. Vertrauen ist mit eines der höchsten Zeichen von Wertschätzung.
Noch mehr Inspiration für weitere »Wertschätzungs-Konzepte«
Um ein lebendig-authentisches Wertschätzen im Kontext der Jugendarbeit und der ehrenamtlichen Arbeit zu erreichen, bedarf es ausführlicher Überlegungen und eines ganzheitlichen Konzeptes. Grundlegendes sowie tiefergehende Informationen dazu habe ich in einem eigenen eBook im Jugendleiter-Blog zusammengestellt. Dort sind 15 Tipps für das Ausdrücken von Wertschätzung in der Jugendarbeit aufgeführt, die nicht nur praxistauglich und einfach anwendbar sind, sondern auch sehr effektiv und gewinnbringend für alle Seiten sein können.