Da die Mundharmonika ein kleines Instrument ist, werden wir leicht dazu verleitet, mit wenig Luft bzw. einer flachen Atmung zu spielen. Oft reicht die Dynamik gerade mal bis zu unserem Notenständer, der ca. 30 cm vor uns steht.
Wenn wir uns vorstellen, dass wir mit jemandem, der 10 m entfernt steht, sprechen (ohne zu schreien …!), holen wir automatisch etwas mehr Luft aus dem Bauch, bevor wir sprechen. Genau diese Atmung brauchen wir auch für unsere kleine Mundharmonika. Denn wir brauchen sehr viel Luft, während wir spielen: damit die Töne genug Volumen bekommen und wir dynamisch flexibel spielen können, damit das gefühlvolle Spiel gut rüberkommt und nicht zuletzt, damit wir eine gute Balance der Lautstärke in einer Besetzung mit anderen Instrumenten haben können.
Um viel Luft beim Spiel zu gewinnen, müssen wir uns deshalb als Erstes bewusst machen, wie wir überhaupt atmen und wie viel Luft wir haben bzw. brauchen.
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- Welche Körperteile setzen wir dafür ein?
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- Wie stark ist unsere Wahrnehmung beim Atmen?
Denn eines ist ganz wichtig: Wir brauchen unseren ganzen Körper, wenn wir spielen.
Schritt Aufmerksamkeit: Wie viel Luft kann ich ein- und ausatmen?
Experiment: Wir probieren aus, wie lange wir gleichmäßig ausatmen können, indem wir z. B. den Ton C auf dem Kanal 5 mezzoforte spielen und die Dauer mit der Stoppuhr messen. Wie viele Sekunden konnte der Ton am Stück klingen?
Schritt Beobachtung: Was macht mein Körper nun, damit ich viel Luft einatmen kann?
Wir probieren aus:
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- Ausatmung – Wir atmen die ganze Luft durch den Mund aus, bis es gar nicht mehr geht. Das ist die Vorbereitung für die Einatmung.
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- Einatmung – Gleich danach atmen wir so viel Luft wie möglich durch den Mund ein.
Dabei achten wir auf Folgendes:
Der Brustkorb darf sich befreien – er darf größer werden. Fälschlicherweise denken viele, dass bei der Bauchatmung (Zwerchfellatmung) während des Spielens nicht mit der Brust geatmet werden darf. Die Bauchatmung und die Brustatmung werden jedoch in jedem Fall ganz natürlich miteinander kombiniert.
Bei der Einatmung versuchen wir, in die Tiefe des Bauches Luft zu holen, damit das Zwerchfell nach unten gespannt wird und mehr Platz für die mit Luft gefüllten Lungen vorbereitet. Dabei wird die Bauchwand vorgedrängt. Die Vorstellung, dass der Rücken und die Hüfte mit der eingeatmeten Luft aufgepumpt werden, unterstützt die Bauchatmung. Die Schultern bleiben dabei immer entspannt unten.
Ausatmung – Nun spielen wir denselben Ton C auf dem Kanal 5. – Wie war das Ergebnis nun? Konnte der Ton etwas länger ausgehalten werden?
Bewusstsein = Ich stelle meinen Körper so ein, damit ich viel Luft ein-/ausatmen kann.
Wir machen uns bewusst, wie viel Luft wir eigentlich ausatmen können, denn so viel Luft können wir im Prinzip auch einatmen.
Wir machen uns ein genaues Bild, wie groß unsere Lungen sind. Die Lungen reichen über das Schlüsselbein, bis dahin können wir unsere Lungen mit der Luft füllen.
Wie fühlt es sich an, wenn wir zu 100 Prozent ausatmen/einatmen? So viel Luft könnten wir beim Spielen einsetzen. Wir sollten grundsätzlich nicht sparsam mit der Luft umgehen, denn wenn wir nur 30 bis 40 Prozent unserer Kapazität der Luft beim Spielen einsetzen, kann das Instrument nicht reich klingen. Wenn wir z. B. in einer Besetzung mit anderen Instrumenten spielen, geht die Mundharmonikastimme unter. Auch die Gefühle, die wir in unserem Herzen haben, werden nicht transportiert. Wir müssen also sehr gut wissen, wie wir unseren Körper richtig für das Einatmen einstellen, damit unsere Lungen so viel Luft wie möglich aufnehmen können.