Für viele Kinder und Jugendliche ist es die schönste Zeit im Jahr: die gemeinsame Zeit im Ferienlager. Und dafür soll natürlich alles gut organisiert sein, von der Findung von Mitstreitenden zur Bildung eines Leitungsteams über die Planung des Programms bis hin zur Prävention von sensiblen Themen.
Bevor diese einzelnen Punkte dann angegangen werden, kann es für die Initiatoren hilfreich sein, eigene Ideen zu sammeln und als eine Art Brainstorming aufzuschreiben, um so die passenden Lösungsansätze für sich herauszufinden. Was für ein Ferienlager soll es sein – Probenfreizeit oder ein Freizeitlager, outdoor zelten oder in einer Gruppenunterkunft? Wie viele Tage soll die Veranstaltung dauern? Welches Oberthema soll vorherrschen und wer soll erreicht werden? Nach und nach können die gesammelten Ideen dann abgerufen und immer wieder bearbeitet und erweitert werden.
Sobald dann ein grobes Konzept der eigenen Vorstellungen aufgestellt wurde, kann es mit der genaueren Planung weitergehen. Gestartet wird mit dem wichtigsten Punkt, nämlich mit der Frage, wer das Programm und die Organisation unterstützen wird.
Mitstreitende zur gemeinsamen Organisation finden
Natürlich kann ein Ferienlager nicht alleine geplant und geleitet werden. Es bedarf einer Vielzahl unterschiedlicher Talente, damit das Programm abwechslungsreich und gut strukturiert an den Start gehen kann. Der Grund: Viele verschiedene Persönlichkeiten bringen viele verschiedene Ideen, Kompetenzen und Aspekte mit in das Team.
Mitstreitende können dazu überall gesucht werden. Im Idealfall kennt man sich schon etwas und weiß, dass man innerhalb der Kinder- und Jugendarbeit gut zusammenarbeiten kann und miteinander auskommt. Es könnten also z. B. andere Mitglieder des Orchesters, Personen aus bereits bekannten Jugendgruppen-Projekten oder auch Mitstreitende sein, welche ähnliche Ideale und Ziele verfolgen. Um auf das geplante Ferienlager-Projekt aufmerksam zu machen, kann auch Werbung nicht schaden. Dafür können folgende Medien genutzt werden:
- Vereinsversammlungen und -rundschreiben
- Social Media
- Zeitung
- Pfarrblatt
- Aushänge in Geschäften, in der Gemeinde
- Radio
Je nachdem, welches Geschlecht für das Ferienlager angesprochen werden soll, muss übrigens auch eine entsprechende Betreuungsperson mit dabei sein – also bei Mädchen entsprechend eine Frau und bei Jungs ein Mann. Je nach Bundesland muss eine bestimmte Anzahl an Leitungspersonen mitfahren. Informationen dazu können im Internet bei den regionalen Stadt- oder Kreisjugendringen gefunden werden.
Sind Leiterinnen und Leiter für das Ferienlager gefunden, geht es mit der Bestimmung der Interessensfelder weiter.
Interessen abfragen
Bevor sich die Leitung des künftigen Ferienlagers mit dem Programm, dem Ort und auch den anderen Aspekten eines erfolgreichen Ferienangebotes für Kinder und Jugendliche auseinandersetzen kann, sollte zunächst das Interessenfeld geklärt werden.
Dabei geht es vor allem um die Interessen der Kinder und Jugendlichen, welche im eigenen Verband oder Orchester aktiv sind und in der Umgebung leben. Online können dazu Umfragen angeboten werden oder es wird sich allgemein am Rande einer Probe oder eines Treffens erkundigt, für welche Themen sich die potenziellen Teilnehmenden interessieren. Anschließend werden dann, wenn alle leitenden Personen Informationen gesammelt haben, die Ergebnisse ausgewertet.
Soll die Zielgruppe geöffnet werden, um beispielsweise potenzielle Neumitglieder anzusprechen, können auch Info-Flyer mit einem Fragebogen ausgelegt werden (entweder in einer Zeitung, in Geschäften oder direkt in Briefkästen), welche dann anschließend wieder zur Auswertung abgegeben werden.
Basierend auf dem Ergebnis kann dann ein Ferienlager-Thema festgelegt und das Programm geplant werden, bei dem sich möglichst viele interessierte Kinder und Jugendliche melden können – denn je mehr Personen sich durch ein Thema und ein ausgearbeitetes Programm angesprochen fühlen, desto mehr Teilnehmende werden sich für das Ferienlager anmelden. Und dann kann es mit der Planung des Ortes sowie der Dauer des Ferienlagers weitergehen.
Unterkunft suchen und die Dauer festlegen
Je nach Art des Programms muss ein entsprechender Ort gesucht werden, welcher sich dazu eignet. Doch nicht nur das muss berücksichtigt werden. Auch eine ausreichende Bettenzahl, geeignete Sanitäreinrichtungen, ein Essensraum und ggf. eine Küche sollten vorhanden sein.
Zu den Räumlichkeiten: Eine Jugendherberge, ein Zeltplatz oder ein Freizeitheim für Ferienlager eignen sich, um ein Ferienprogramm mit Kindern und Jugendlichen durchzuführen. Es muss lediglich darauf geachtet werden, dass genug Platz vorhanden ist, dass Jungen und Mädchen jeweils in in eigenen Räumen schlafen können und es eben, wie bereits erwähnt, Waschräume gibt. Auch hier gilt: Jedes Geschlecht für sich.
Auch sollten Möglichkeiten für das Unterbringen von Gepäck und Material, Gruppenräume oder -zelte sowie Rückzugsmöglichkeiten für die Ferienlagerleitung vorhanden sein.
Zur Verpflegung: Eine Küche ist dann wichtig, wenn das Essen (Frühstück, Mittag- und Abendessen) nicht geliefert oder direkt vor Ort von entsprechendem Personal bereitgestellt werden kann. Eine abwechslungsreiche und nahrhafte Verpflegung ist hier besonders wichtig. Außerdem sollte man sich vorab über mögliche Allergien und Unverträglichkeiten der Teilnehmenden (beispielsweise zusammen mit dem Anmeldungsformular) informieren.
Des Weiteren sollte auf die Atmosphäre geachtet werden, die eventuell benötigt wird. Bei einem Musik-Ferienlager braucht es beispielsweise einen Lagerort für Instrumente und ggf. einen Saal für Proben und Konzerte.
Auch die Dauer des Ferienlagers sollte besprochen werden. Je nach Programm, Anreiseweg, Ferienzeiten und Betreuungsbedarf können ein langes Wochenende (von 4 Tagen), 7, 10 oder 14 Tage angemessen sein. Dabei sollten natürlich auch die Urlaubsmöglichkeiten der Jugendleiterinnen und Jugendleiter und ggfs. des musikalischen Personals bedacht werden. In vielen Bundesländern besteht für die Betreuung von Ferienlagern ein Anrecht auf Sonderurlaub.
Sobald die wesentlichen Aspekte geklärt sind – im Idealfall auch, welche Altersgruppe willkommen ist –, kann sich das Team durch Kurse und Fortbildungen entsprechend auf die Kinder und Jugendlichen vorbereiten.
Team fortbilden – Stichwort: Präventionsarbeit
Gerade in der heutigen Zeit spielt die Prävention sexualisierter Gewalt eine wichtige Rolle. Auch die Bestimmung von Grenzen und das eigene Körpergefühl stehen dabei auf der Agenda. Was das bedeutet und wie man sich vor einem Ferienlager diesbezüglich vorbereiten sollte, kann beispielsweise hier nachgelesen werden:
Jugendleiterinnen und Jugendleiter sollten sich also mit dem Themenfeld auseinandersetzen und eigene Schutzkonzepte einführen. Dazu sollte auch geprüft werden, ob die Vereins- oder Orchester-Leitung Einsicht in die Führungszeugnisse der teilnehmenden Jugendleiter*innen nehmen muss.
Ein Erste-Hilfe-Kurs ist nahezu flächendeckend verpflichtend in der Jugendarbeit, um in einer medizinischen Notlage fachgerecht helfen zu können. Es gibt noch viele weitere Fortbildungsmöglichkeiten, jedoch kommt es dabei vor allem auf die Art des Ferienlagers (Thema, Alter, Teilnehmende usw.) an, was hier sinnvoll ist und was nicht. Seminare für Jugendleiterinnen und Jugendleiter bietet z.B. die Akkordeonjugend Baden-Württemberg an: http://akkordeonjugendbw.de/de/aktivitaeten/juleica-kurse/
Thema finden
Zusammen mit den vorab bestimmten Interessenfeldern der Kinder und Jugendlichen und den erworbenen Fachkenntnissen denkt sich die Leitung nun ein Thema aus, welches sie für das Ferienlager als roten Leitfaden nutzen möchte. Dazu passend können die Dekoration sowie die Getränke und Speisen gewählt werden. Auch Musik darf natürlich nicht fehlen. Im Jugendleiter-Blog finden Jugendleiterinnen und Jugendleiter eine große Sammlung an Ferienlager-Mottos sowie fertig ausgearbeitete Konzepte für große Oberthemen. (https://www.jugendleiter-blog.de/ferienlager-programme/)
Sobald ein Thema feststeht, kann es mit den Anmeldungen weitergehen, damit anschließend das genaue Programm aufgestellt werden kann, welches sich an der Teilnehmendenzahl orientiert.
Anmeldung starten
Damit sich die Kinder und Jugendlichen für das Ferienlager anmelden können, bedarf es ausführlicher Anmeldungsformulare. Auf diesen sollten folgende Stichworte mit ausreichend Platz stehen:
- Vor- und Nachname
- Geburtsdatum
- Adresse
- ggf. Handynummer
- Allergien, Unverträglichkeiten, Medikationen, Krankheiten (von denen die Leitung Kenntnisse besitzen sollte)
- Informationen zu den Erziehungsberechtigten
- Informationen über den Teilnahmebeitrag (also die Kosten, welche rechtzeitig beglichen werden müssen)
- kurze Informationen über das Ferienlager (u. a. Thema, Teilnahmezeitraum usw.)
- Unterschrift mit Ort und Datum eines Erziehungsberechtigten
Nach der Anmeldung sollten weitere Informationen zu den Teilnehmenden abgefragt werden, bspw. Impfstatus, Schwimmerfahrungen, Notfallkontakte, etc. Bei der Sammlung dieser Daten sind hohe Datenschutz-Standards einzuhalten, da es sich um sensible Daten handelt.
Steht die Anzahl der Kinder und Jugendlichen dann fest, die mitmachen möchten, kann die Programmplanung vorgenommen werden.
Programm organisieren
Nun wird das Programm organisiert und strukturiert, damit ein detaillierter Plan von dem steht, wie die Tage im Ferienlager gefüllt werden sollen. Dabei sollte besonders auf Abwechslung geachtet werden und die Stärken, Interessen und Talente der Teilnehmenden sollten Berücksichtigung finden.
Als Beispiel: Die Interessensfelder von 8-jährigen Mädchen sind vermutlich anders als die von 14-jährigen Jungen. Es sollte stets darauf geachtet werden, dass sich jede Person in dem Programm wiederfinden kann. Von kreativen Aufgaben bis hin zu Spaß und Spiel sollte also alles dabei sein.
Dreht sich das Programm um die Musik, ist es ratsam, in dieser Phase der Planung festzulegen, ob Musik- oder Orchesterproben eingeplant werden sollten. Je nach Programmideen und Oberthema sollten also die einzelnen Projekte, Aktivitäten, Spiele und Angebote variieren. Es empfiehlt sich eine ausgeglichene Mischung von Spielangeboten, lehrreichen Unternehmungen, Ausflügen und körperlich anstrengenden Aktionen wie größere Wanderungen. Die Planung sollte die notwendigen Zeiten ebenso berücksichtigen wie die Materialien, die besorgt, eingepackt und transportiert werden müssen.
Ist das Programm geplant, kann es (hoffentlich) erfolgreich durchgeführt werden.
Eltern informieren
Kurz vor dem Ferienlager sollten die Eltern auch noch einmal ausführlich informiert werden, wie die gemeinsamen Tage mit ihren Kindern genau ablaufen werden, was mitgebracht und eingepackt gehört und welche Regeln im Ferienlager gelten sollen. Sind Smartphones erlaubt? Wie wird bei Notfällen oder Heimweh reagiert? Wann kommt die Gruppe zurück und wie sieht die Verpflegung aus? Das sind typische Fragen, die in einem Elternbrief oder an einem Infoabend erläutert werden können.
Die Durchführung
Im Ferienlager angekommen kann es dann mit der Durchführung des Programms auch schon gleich losgehen. Wichtig ist jedoch, dass die Leitung spontan und kompromissbereit ist und die Anregungen und Ideen der Teilnehmenden berücksichtigt. Damit ist vor allem gemeint, dass das Programm nicht stumpf »durchgeboxt« werden sollte, sondern dass auch nicht Vorhersehbares in Kauf genommen werden muss, wie beispielsweise abweichende Spiele (durch Interessenskonflikte) oder auch Krankheit und Heimweh.
Es sollte Raum für Freispielsituationen geben und auch Spiel- sowie Aktivitätenwünsche der Kinder und Jugendlichen sollten eingebunden werden. So kann der Spaßfaktor zusätzlich positiv beeinflusst werden und das Gefühl von Partizipation und Mitgestaltungsrecht sorgt für Wertschätzung und Zufriedenheit.
Die Auswertung
Sobald das Ferienlager vorbei ist, sollte eine Reflexionsrunde und Auswertung durch die Leitung erfolgen. Ziel dabei ist es, sich sowohl über die gelungenen als auch über die missglückten Situationen während der Zeit im Ferienlager bewusst zu werden, diese zu reflektieren und Lösungsansätze für das nächste Ferienlager zu finden. Dazu kann Folgendes getan werden:
Zunächst werden auf zwei unterschiedlichen Plakaten die positiven sowie die negativen Erfahrungen gesammelt. Auf einem weiteren Plakat werden dann Lösungsansätze für die problematischen Situationen ausgearbeitet, um dann am Ende auf einem zusammenfassenden Plakat einen Leitfaden aus allen gesammelten Informationen zu schreiben. Dieser wird dann in das nächste Ferienlager mitgenommen und hilft dann dabei, das Programm und die Zusammenarbeit im Team zu optimieren.
Dieser Artikel hat einen ersten Überblick zur Frage »Wie organisiert man ein Ferienlager?« gegeben. In der nächsten Ausgabe folgt passend dazu noch ein Artikel, welcher sich mit der Frage auseinandersetzt, wie man engagierte Jugendleiterinnen und Jugendleiter rekrutiert und wie aus diesen Einzelpersonen dann ein erfolgreiches Team gebildet werden kann.
Mehr Hilfestellungen für die Jugendarbeit gibt es im Jugendleiter-Blog: Mehr als 2.500 Artikel und Downloads bieten Programm-Anregungen, Workshops, E-Books sowie vollständig ausgearbeitete Gruppenstunden und Spielideen für Ferienlager und Freizeitangebote.