Im Rahmen der Entwicklung der Weiterbildungsmaßnahme „VerbandspilotIn“ mit der Bundesakademie Trossingen hat der Bundesmusikverband Chor & Orchester (BMCO) im Jahr 2018 beobachtet, dass die Möglichkeiten der Digitalisierung insbesondere im Ehrenamt noch große Entlastungsspielräume bieten. Der BMCO möchte im Bereich der Digitalisierung gegenüber den Mitgliedsverbänden, den Unterstrukturen und der direkten Basis Impulse geben und Lösungen anbieten. Der BMCO begreift die Möglichkeiten der Digitalisierung als Chancen, die bei guter Umsetzung auch hinsichtlich der Bereiche Statistik, Forschung und Wissenstransfer Verbesserungen bieten. Dass der Themenkomplex „Digitalität“ auf Grund der COVID-19-Auswirkungen eine solche Aktualität erfahren würde, war damals noch nicht abzusehen.
Grundsätzlich soll erreicht werden, dass die Amateurmusik digital handlungsfähig ist, neue Wege der Partizipation ermöglicht werden und Best-Practice-Beispiel ausgetauscht werden. Dabei muss stets ein kompetenter und verantwortungsvoller, DSGVO-konformer Umgang im Zusammenhang mit allen datenverarbeitenden Prozessen gewährleistet sein.
Der BMCO bewarb sich im Sommer 2019 auf eine Ausschreibung der Akademie für Ehrenamtlichkeit, um professionelle Beratung zur Erarbeitung einer Digitalisierungsstrategie zu erhalten. Im zweistufigen Auswahlverfahren konnte sich der BMCO durchsetzen und erhält nun dank einer Finanzierung der Robert-Bosch-Stiftung und des Bundesinnenministeriums externe Beratung. Ziel des Beratungsprozesses ist es, Konzeption und Kostenabschätzung einer kostenlosen, digitalen Plattform zu erarbeiten, welche die Ehrenamtlichen in der Amateurmusik entlastet.
Selbstverständlich ist dabei die Akzeptanz der Mitgliedsverbände und der Basis sicherzustellen, weswegen insbesondere die Mitgliedsverbände aktiv in den Konzeptionsprozess einbezogen sind. Daher wurden zunächst ausführliche Telefonate mit den Geschäftsstellen bzw. der entsprechenden Ansprechpartner*innen der Mitgliedsverbände geführt, um die aktuellen spezifischen Bedürfnisse und Wünsche zu analysieren. Ausgehend von der Auswertung dieser Interviews rief der BMCO anschließend von März bis Mai 2020 öffentlich dazu auf, an einer detaillierten Online-Umfrage teilzunehmen.
Die Umfrage teilte sich in drei große Bereiche: „Wissensmanagement“, „interne Organisation“, und „Vereinsverwaltung“. Zunächst sollten die Teilnehmenden angeben, für wie wichtig sie die jeweiligen Bereiche einschätzen und wie gut ihr Verein dort schon aufgestellt ist. Anschließend konnten die Teilnehmenden in den als am Wichtigsten markierten Bereichen Wünsche angeben, was ihrer Meinung nach von einer zentralen digitalen Plattform zu leisten sei.
An der Umfrage nahmen knapp 1.000 Vereine aus allen Bundesländern teil. Innerhalb des instrumentalen Bereichs stellen Akkordeonorchester mit 41,3 % die zweitgrößte Gruppe der Teilnehmenden nach der Sparte Blasorchester (53 %) dar. Interessant ist auch, dass es zwischen den Antworten im instrumentalen und dem vokalen Bereich keine nennenswerten Unterschiede gibt. Bei der folgenden Interpretation der Antworten ist allerdings stets zu beachten, dass nur die Antworten der teilnehmenden, bereits digital-affinen, Vereine gewertet werden können. Eine Offline-Befragung aller Ensembles würde den zeitlichen und finanziellen Rahmen sprengen.
Größte Bedarfe werden allerdings im Bereich „Wissensmanagement“ gemeldet: Hier werden insbesondere „Information und Beratung zu aktuellen Förderprogrammen“, „Lexikon der Amateurmusik“ und „Veranstaltungskalender“ nachgefragt.
Diese Ergebnisse werden nun in eine Konzeption einer Gesamtplattform einfließen. Bis zum Ende des Jahres verfügt der BMCO darüber hinaus über ein kleines Budget um bereits ein Modul dieser Plattform programmieren zu lassen. Als der Punkt, der technisch am einfachsten umsetzbar ist und gleichzeitig sowohl den BMCO-Mitgliedern als auch deren Mitgliedern den größten Mehrwert bietet, wurde das Modul „Lexikon der Amateurmusik“ identifiziert. Dieses soll Antworten auf die meistgestellten organisatorischen Fragen im Bereich der Amateurmusik geben können, z. B. zu den Themenkomplexen GEMA, Vertragsgestaltung oder demnächst erforderlichen Hygienekonzepten.
Bevor das Modul zum Ende des Jahres online gehen wird, werden die BMCO-Mitgliedsverbände zu einem Beta-Test und einer ausführlichen Feedback-Runde eingeladen. Um verbandsspezifische Informationen zu hinterlegen, wird es entsprechende Unterrubriken sowie verschiedene „Branding-Möglichkeiten“ geben, so dass z. B. Akkordeonorchester das Lexikon über die DHV-Webseite in einheitlichem Layout aufrufen können.
Der BMCO verspricht sich von dieser Plattform eine bessere Vernetzung der Verbände untereinander, einen erhöhten Austausch von Best-Practice-Beispielen und eine Entlastung des Ehrenamts in der Amateurmusik.
Laura Flaig, Hohnerklang-Spielerin, über #wirhaltenzusammen:
„Am Projekt hat mir besonders gefallen, dass alle Spieler gleichermaßen zum Vorschein traten. Es kam wirklich auf jeden Einzelnen an, denn sonst wäre nie so ein großes Mosaik aus kleinen Bildchen entstanden, was total schön anzusehen ist. Das Projekt drückt daher unsere besondere Gemeinschaft ziemlich gut aus: Jeder Einzelne ist wichtig, und am Ende ist es das Ganze, das Wir, was den Erfolg bringt! Denn allein wäre keiner von uns zu diesem Ergebnis gekommen.“